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Auch sein Aeusseres entsprach diesem Bilde. Er war gross und stark,
von wahrbaft königlichem Anstande; in seinen jüngern Jahren wallte sein
Haar in blonden Locken um den Nacken; in seinen tiefbraunen Augen war
Feuer mit Güte zu lesen, und die hohe Stirn und Adlernase vollendeten den
Ausdruek der Erhabenheit in seinen Zügen. Das Peurige in seiner Natur
hatte Maximilian von seiner Mutter, der grossherzigen Eleonore von Portugal,
welehe leider zu früh, kaum dreissig Jahre alt, starb. Doch muss auch
seinem Vater zum Ruhme nachgesagt werden, dass er durch treffliche Meister,
sowie durch eigenen Unterricht sehr vorzüglich für die Bildung des Knaben
und Jünglings gesorgt habe.
Gleich das erste Auftreten Maximilians gleicht dem Anfange einer Ritter-
dichtung. Liebe und Ehre rufen ihn, noch Jüngling, auf den Kampfplatz, und
er besteht den Streit gegen den schlauen, in allen Künsten und Ränken geübten
und gewandten Ludwig XI. auf die ehrenvollste Weise. Allein im Verlaufe seines
Lebens gelang ihm nicht alles wie dieses Erste. Die Zeit war vorüber, wo
ein kühnes, ritterliches Wagen den glücklichen Erfolg als sicheren Kampfpreis
an sich riss. Statt, wie in alter Zeit, mit den raseh aufgebotenen Vasallen
inen Ritt in Feindesland zu thun, die Gegner niederzuwerfen und nach ehren-
voller Beendigung der Fehde bald heimzukehren, musste man jetzt besoldete
Heereshaufen halten; es war nicht mehr allein das DUebergewicht des Geistes
umnd der persönlichen Kraft und Tapferkeit, welches grosss Unternebhmungen
gelingen machte, sondern das Meiste entschied der Reichthum an äusseren Hfs-
mitteln; und der tapfere, hochherzige Kaiser, der in einer früheren Zeit gleich
den herrlichsten seiner Vorgänger gewaltet haben würde, stand bald aus Mangel
ãusserer Hilfsquellen in Absicht des Gelingens hinter den schlauen, kalt berech-
nenden Königen von Frankreich und Spanien zurück. Er wusste die Bedeutung
der äusseren Mittel und namentlieh des Geldes nicht, wie sie, zu berechnen;
er verschwendete grosss Summen, und im entscheidenden Augenblicke fehlten
gie alsdann, und seine Heere gingen auseinander.
Uebrigens verfolgte er, eingedenk der alten, ehrwürdigen Bedeutung der
deutschen Kaiserwüũrde, das grosse Ziel, Recht, Prieden und Ordnung in
Europa möõglichst aufrechtzuhalten, und zwar weniger durch die Gewalt der
Waffen, als auf dem Wege der Linsicht und Vernunft; ferner das Ansehen
der Kirche zu schützen und endlich die gesamte Kraft der christlichen Völker
gegen den gemeinsamen Feind, die Türken, zu richten. Und in der Lat
gelang es ihm auch, der Kaiserwürde wiederum mehr Ansehen zu verschaffen,
als sie seit Jahrhunderten besessen hatte; ja er kam sogar auf den kühnen
Gedanken, selbst die papstliche Krone zu erlangen und so die beiden höchsten
Würden der Ohristenheit zum Wohle und Prieden der Welt in seiner Person
zu vereinigen.
Für das deutsche Reich ist Maximilian durch viele riengen ein
Wohblthãter geworden, namentlich als Ordner und Gesetzgeber. dein grosser
Sinn erkannte das dringende Bedürfniss einer festen, gesetzlichen Ordnung in
Deutschland. Schon sein Vater Priedrich III. hatte an ihrer LEinführung
gearbeitet; allein die Verwilderung der Zeit und seine eigene Schwäche hatten
ihm nicht erlaubt, das Werk zustande zu bringen. Unter seiner Regierung
tobte vielmehr das FPehdewesen noch so allgemein und so verderblich, dass
selbst die niederen Stände davon ergriffen wurden. Maximilian nahm sich nun
des Priedens so ernstlich an, dass er auf dem Reichstage zu Worms im Jahre
1495 zwei Tage ununterbrochen selbst daran arbeitete, und so wurde der schon
so oft angeordnete Landfriede den 7. August dieses Jahres auf ewige Zeiten
gesetzlich gemacht und zu seiner Behauptung ein beständiges Reichskammer—