Full text: Poetische Blumenlese oder Grundlagen für den Unterricht in der Poetik und Litteraturgeschichte

Du mit der trocknen Werktagsmiene. 
Du mit der trocknen Werltagsmiene 
Wie sehr beklag' ich Dein Geschick; 
Und ob es noch so glänzend schiene, — 
Du fühltest nie der Sonne Blick. 
Du kennst sie nicht, die hehre Sonne, 
Die zu des Herzens Tiefen dringt, 
Und drinnen wecket Himmelswonne, 
Die laut in Liedern wiederklingt. 
Du schaust ins Leben so verdrossen; 
Du schätzest nur, was praktisch ist, 
Hast solche Freuden nur genossen, 
Die man mit Maß und Münze mißt. 
Und was am meisten ich beklage, 
Blick auf und schau' mir ins Gesicht, 
Daß ich es grad heraus Dir sage: 
Du fühlst aũch Deine Armut mcht! 
Denn arm fürwahr ist der zu nennen, 
Dem Freude nicht den Busen Minin 
Wenn alle Wesen laut bekennen; 
O Gott, wie schön ist Deine Welt! 
Der alte ZFecher. 
In Deine Hallen tret' ich ein, 
Sankt Weihenstephanus! 
Dein kühler Labetrunk allein 
Giebt rechten Hochgenuß. 
Schon sitz' ich an des Tisches Rund 
Und harre heinu Huld; 
Die Zunge klebt im trocknen Mund, 
Sie brennt vor Ungeduld. 
Komm, küsse mich nach Herzenslust, 
Mein Deckelkrug von Stein! 
Das hab ich ja schon längst gewußt:; 
Du willst mein Buhle seimn. 
53
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.