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letzte kleine Rest von Treue und Anhänglichkeit im Herzen des Volkes
erlöschen mußte.
Nicht minder zog sich Jakob den Haß der Engländer als fanatischer
Katholik zu, der nicht zufrieden war, seinen Glaubensgenossen Duldung
zu gewähren, sondern der katholischen Partei die Herrschaft verschaffen
wollte. Er selbst hielt sich offen zur römischen Kirche, räumte derselben
in Irland neue Rechte ein, und erließ zu ihren Gunsten für England
die „Deklaration der Nachsicht" (1687).
Bald erfolgten Gewaltschritte, wie sie schon sein Bruder und Vater
sich hatten zu Schulden kommen lassen; ein Parlament um das andere
wurde aufgelöst oder vertagt und am Ende keines mehr zusammenbe¬
rufen. Die Katholiken mehrten sich im Reiche; in London sah man
Karmeliter, Benediktiner, Franziskaner, und den Jesuiten wurde ein
Kollegium zur Erziehung der Jugend eingeräumt. Zu dieser Zeit war
es, daß sieben Bischöfe die kirchliche Veröffentlichung eines Gesetzes wei¬
gerten, welches durch die faktische Aufhebung der Testakte eine völlige
Umwandlung der religiösen Verhältnisse in England bewirken mußte.
Wüthend über diesen Widerstand ließ Jakob die Bischöfe verhaften und
in den Tower bringen. Sein Stolz war ohne Grenzen. Er war nicht
mehr derselbe Mann, welcher vor einem Jahre noch in Zweifel sein
mußte, ob sein Thron nicht in einer Stunde umgestürzt sein würde.
Traumgebilde von Herrschaft und Ruhm umgaukelten seine Seele-
Schon sah er sich im ahnenden Geiste als Wiederhersteller des alten
Glaubens, als Schiedsrichter von Europa.
Indessen zogen sich die drohenden Gewitterwolken immer dichter
über seinem Haupte zusammen, ohne daß er, von unbegreiflicher Blind¬
heit geschlagen, es geahnt hätte. Die Freisprechung der Bischöfe vor
dem gesetzlichen Gerichtshöfe wurde mit maßlosem Jubel begrüßt. „Auf
das gegebene Signal," so heißt es in Macaulay's Schilderung, „erhoben
die Bänke und Gallerien ein Freudengeschrei. In demselben Augenblick
antworteten zehntausend Menschen, welche sich in die große Halle dräng¬
ten, mit einem noch lauteren Freudengeschrei, so daß die alte Decke von
Eichenholz krachte, und in dem nächsten Augenblicke ries die unzählige
Menschenmasse draußen ein drittes Hurrah, welches in Temple-Bar ge¬
hört ward. Die freigesprochenen Prälaten mußten sich vor der jubeln¬
den Menge in die nächste Kapelle flüchten; die Geschworenen konnten
sich kaum einen Weg aus der Halle bahnen. Gott segne Euch, —
Gott verleihe Euch Glück! — rief das Volk — Ihr habt uns heute alle
gerettet!"
Solche Zeichen hätten den König wohl aufmerksam machen müssen,
aber er verhärtete sich nur desto mehr, und nur die Aussicht auf Ja-
kob's protestantische Töchter, deren eine, Marie, an den Prinzen
Wilhelm von Oranien, Statthalter der Niederlande, die andere,
Anna, an den Prinzen Georg von Dänemark vermählt war,