Einst hatt' ein Schneider große
Der Staatsrock sollte fertig sein;
warf hin das Zeug und legte sich
hin auf das Ohr und pflegte sich.
Da schlüpften sie frisch
in den Schneidertisch
und schnitten und rückten
und nähten und stickten
und faßten
und paßten
und strichen und guckten
und zupften und ruckten;
und eh' mein Schneiderlein ewacht,
war Bürgermeisters Rock bereits gemacht!
Neugierig war des Schneiders Weib
und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut' Erbsen hin die andre Nacht.
Die Heinzelmännchen kommen sacht;
eins fährt nun aus,
schlägt hin im Haus,
die gleiten von Stufen
und plumpen in Kufen,
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die fallen
mit Schallen,
die lärmen und schreien
und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
mit Licht. Husch husch husch huschl — ver⸗
schwinden all!
O weh! nun sind sie alle fort,
und keines ist mehr hier am Ort!
Man kann nicht mehr, wie sonsten,
man muß nun alles selber thun!
Ein jeder muß fein
selbst fleißig sein
und kratzen und schaben
und rennen und traben
und schniegeln
und biegeln
und klopfen und hacken
und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär'! 20
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder
her!
ruhn, 10
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204. Zwei Rätsel.
1. Ich bleibe dunkel, wenn's auch helle ist;
ieh bin am värmsten, wenn's am Kkält'sten ist,
und bin am Lält'sten,. vwenn's am waärmsten ist.
2. Im Ofen ist sein Aufenthalt,
fressen Kann's einen ganzen Wald,
mit Wasser macht man's mausetot,
wen's beilst, der leidet Schmerz und Not.
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205. Das Wunderkästehen.
Gehbmnid.)
Eine Hausfrau hatte in ihrer Haushaltung allerlei Unglueksfalle, und
ihr Vermögen nahm jahrlich ab. Da ging sie in den Wald zu einem alten
Einsiedler, erzablte ihm ihre betrubten Umstände und sagte: „Es geht in 35
meinem Hause einmal nicht mit rechten Dingen her. Wilt Br Lein
Mittel, dem Ubel abzuhelfen?“
Der Einsiedler, ein fröhlicher Greis, hiess sie ein wenig warten,
brachte über ein Weilehen ein Kleines, versiegeltes Rästehen und sprach:
„Dieses Kästehen mülst Ihr ein Jahr lang, dreimal des Tages und dreimal 40
bei Nacht, in Kuche, Reller und Stallung und allen Winkeln des Hauses
umhertragen, so vird es besser gehen. Bringt mir aber übers Jahr das
Kastlein wieder zuruck.“
Die gute Hausfrau setzte in das Rastehen ein grosses Vertrauen und
trug es fleissig umber. Als sie den nächsten Tag in den Reller ging,
wollte eben ein Knecht einen Krug Bier heimlich berauftragen. Alßs sie