Full text: [Teil 3 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband])

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den Armen ihres Herrschers fügen. Die Fischer, Austern- und 
Krabbensucher, die Strandspaziergänger ergreifen die Flucht und 
verbergen sich hinter den Dämmen und Deichen. Die Vorlande 
der Inseln verschwinden wieder, und diese selbst schmelzen auf 
die Hälfte ihres Gebietes zusammen, kleine Landesteile, die noch- 
eben mit dem Festlande zusammenhingen, lösen sich und werden 
zu Inseln. Die Hafendämme der Städte, vorher riesengroß, schrump¬ 
fen fast zu nichts zusammen. Alle Gräben, Kanäle, alle Meeres¬ 
und Flußarme füllen sich bis an den Rand der Deiche. Das 
Schiff, auf dem wir etwa fahren, hebt sich mächtig in die Höhe, 
und wir schauen hinweg über die Dämme ins Innere des tiefen 
und niedrigen Landes. Seichte Gräben werden selbst für große 
Schiffe fahrbar. Alle Schiffe, welche die Ebbe. auf den Sand 
sehte, und die, schief auf die Seite geneigt, traurig dalagen, richten 
sich gemach wieder empor und erheben sich allmählich, wie arme 
Kranke, die man der frischen Luft zurückgab. Endlich lösen' sie 
sich völlig aus dem klebrigen Boden und schweben beweglich und 
schwankend empor auf dem klaren Elemente, wie flüchtende Enten, 
die vom unbequemen Festland auf den glatten Teich sich gerettet. 
Nun wird in allen Häfen und an allen Ufern . gerüstet. 
Schiffe von allen Größen und Arten spannen die Segel auf, 
lösen sich vom Strande und tragen ihre Reisenden und ihre Waren 
von Ufer zu Ufer. Auch die großen Seefahrer, die vor den Mün¬ 
dungen der Ströme den Augenblick der Fluthöhe erwarten, ziehen 
landeinwärts und schwimmen mit gebauschten Segeln und vollem 
Wasser in die sicheren Tore des Festlandes ein. 
Die Ebbe gewährt ein noch anziehenderes Bild als die Flut. 
Da liegt das arme Schiff gestrandet am Ufer und erweckt unser 
Mitleid. Da kriecht das Bettelvolk der Küstenstädte, die zerlumpten 
Kinder und die armen Muschelsammler und Krabbenfänger, hervor 
und schleicht an den Bollwerken der Häfen herum, an denen seine 
Ernte gereift ist, nämlich die Muscheln, die das Meer hier säte und 
pflanzte. Mit der Flut ist nur der Reiche und Glückliche im Bunde, 
der seine stolzen Schiffe auf ebener Bahn entsendet. Die Ebbe ent¬ 
hüllt aber auch eine Menge Geheimnisse der Tiefe, welche die Flut 
mit Wasser überzieht. Da kommen die hübschen Muscheln und die 
Ungetüme des Meeres zutage, die sich bei Eintritt der Ebbe ver¬ 
säumten. Da sieht man die versandeten Wracks und Balken der 
Paldamus.Rehorn. Lesebuch. Ausg. B. 3. Teil. 27
	        
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