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pochte es leise am Fenster zu ungewohnter Stunde, und ein
feines Stimmehen rief draußen: »O laßt mich ein in euer
Haus, ich bin ein armes Kind und habe nichts zu essen und
kein Obdach und muß fast vor Hunger und Frost umkommen!
o laßt mich ein!«
Da sprangen Valentin und Mariechen vom Tische auf,
öffneten die Thür und sagten: »Komm herein, armes Kind,
wir haben selber nicht viel, aber doch immer mehr als du,
und was wir haben, das wollen wir mit dir teilen.« Das
fremde Kind trat ein und wärmte sich die erstarrten Glieder
am Ofen, und die Kinder gaben ihm, was sie hatten, zu
essen und sagten: »Du wirst wohl müde sein, komm, lege
dich in unser Kettchen, wir können auf der Bank schlafen.«
Da sagte das fremde Kind: »Dank es euch mein Vater im
Himmel!« Sie führten den kleinen Gast in ihr Kämmer¬
lein, legten ihn zu Bett, deckten ihn zu und dachten bei
sich: »O wie gut haben wir es doch! Wir haben unsere warme
Stube und unser Bett eben; das arme Kind aber hat gar nichts
als den Himmel zum Dach und die Erde zum Lager.« Als
nun die Eltern zur Ruhe gingen, legten sich Valentin und
Marie auf die Bank beim Ofen und sagten zu einander: »Das
fremde Kind wird sich nun freuen, daß es warm liegt. Gute
Xacht!«
Es mochten aber che guten Kinder kaum einige Stunden
geschlafen haben, als die kleine Marie erwachte und ihren
Bruder leise weckte, indem sie zu ihm sprach: »Valentin,
Valentin, wach auf, wach auf! Höre doch die schöne Musik
vor den Fenstern!« Da rieb sich Valentin die Äuglein und
lauschte. Es war aber ein wunderbares Klingen und Singen, das
sich vor dem Hause vernehmen ließ, und wie mit Harfen¬
begleitung hallte es:
1. O heiliges Kind! mit Harfenklang
Wir grüßen dich und Lobgesang.