Full text: [Teil 1 = 2. und 3. Schuljahr] (Teil 1 = 2. und 3. Schuljahr)

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sah gar nicht ein, warum nur ein Kanarienvogel im Zimmer- 
Wohnen sollte und nicht auch er, der junge Herr Hahn, der 
doch noch größer war und einen Kamm hatte und der Kanarien¬ 
vogel nur ein Büschchen. 
So war er denn am letzten Abend heimlich auf die Holz¬ 
beuge geflogen, als die andern Hühner ordentlich in den Stall 
gingen, und unbemerkt durchs offene Fenster ins Zimmer ge¬ 
schlüpft. Man bemerkte ihn nicht, da die Kinder im Neben¬ 
zimmer schliefen, und der Pfarrer verreist war. Aber gar nicht 
geschickt fand er es in der schönen Stube, da war es nicht so 
warm wie im Stall und keine Stangen, um darauf zu sitzen; 
endlich flog er ans eine hohe Kommode, da schlief er aber ganz 
schlecht. 
Am Morgen hört der Fritz in der Nebenstube: „Kokero!" 
und wie er herauskommt, fliegt mein schwarz Hähnchen von der 
Kommode, wirft ein Porzellankörbchen mit herunter und möchte 
gern hinaus; das meinte der wilde Fritz aber nicht. Der jagt 
ihm nach und erhascht es; über den Lärm konnnt Minchen, 
seine Schwester, heraus und fragt: „Was hast du, Fritz?" 
„(Lin Hähnchen!" jubelte der, „das muß uns die Kathrine 
braten!" „O laß es fliegen!" bat Minchen. „(Li bewahre 
warum ist der Bursche so frech? der muß gebraten werden." 
„Dann umß man's aber rupfen, ehe man es brät," sagte Min¬ 
chen altklug. (Ls war des Schwarzen Glück, daß Minchen so 
dumm war und nicht wußte, daß man die Hühner zum Braten 
erst rupft, wenn sie tot sind; sonst hätte wohl der Fritz zuerst 
das Stechen versucht. So wollte er'S aber vorher rupfen, da 
schrie es gewaltig und riß sich los. Minchen öffnete das 
Fenster, und es kam glücklich, wenn auch kläglich aussehend 
wieder im Hof an.
	        
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