Full text: [Teil 2 = Klasse 8, [Schülerband]] (Teil 2 = Klasse 8, [Schülerband])

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7. Der Vogel wetzt den Schnabel 
und singt ein Lied, so wundernett 
und singt aus voller Kehle; 
der Apfel rührt sich nicht im Bett. 
8. Und wer kam nun gegangen? 
Es war der Wind, den kenn' ich 
schon; 
der kühl nicht, und der singt nicht, 
der pfeift aus einem andern Ton. 
9. Cr stemmt in beide Seiten 
die Arme, bläst die Backen auf 
und bläst und bläst, und richtig, 
der Apfel wacht erschrocken auf 
10. Und springt vom Baum herunter 
grad in die Schürze von dem Kind; 
das hebt ihn auf und freut sich 
und ruft: „Ich danke schön, Herr 
Wind!" 
81. Vom ver>vun8ckenen 5cha1z. 
Von Else von Borgstede. 
Knecht Ruprecht. Herausg. von Ernst Brausewetter. 3. Band. Köln o. I. S. 28. 
8 lebten einmal in einem Dorfe drei Männer: der 
dicke Michel, der hagere Toffel und der langsame 
Jochen. Reich waren sie nicht; aber sie hatten zu 
leben und Haus und Hof dazu. Freilich müßig 
durften sie nicht gehen, sondern mußten fleißig 
arbeiten; aber das erhielt sie gesund an Leib und 
Seele, und sie waren ganz zufrieden. 
Als sie aber eines Tages vom Felde kamen, erzählte ihnen 
die alte Kräuterfrau von einem verwunschenen Schatz. Er war in 
einem alten Schloß hoch oben auf einem Berge verborgen. Ein 
Zwerg bewachte ihn, und wer den Zauber lösen wollte, brauchte 
nur den Berg zu erklimmen und durfte während der Zeit nichts 
Unrechtes tun, einen ganzen Tag lang; denn so viel Zeit gebrauchte 
er, um den Berg zu ersteigen. Dann öffnete der Zwerg das Tor, 
und der Schatz war sein. 
„Ach, das ist ja Unsinn,“ sagte Michel; aber in seinem Herzen 
regte sich Habgier, und seine Augen funkelten begehrlich. Und 
Töffel und Jochen sagten auch, daß es Unsinn sei. Aber im 
stillen dachte sich jeder sein Teil, und als es Nacht geworden 
war, schnürte sich Michel rasch ein Bündelchen und schlich zum 
Dorfe hinaus, denn er wollte den Schatz gewinnen. Ja, das 
viele Gold mußte sein werden. Mit einem Mal kam ihm sein 
Haus zu klein und schlecht vor; Brot und Speck schmeckten 
ihm nicht mehr. Nur leise, leise, daß der Jochen und der Töffel 
nichts merkten! 
Er wanderte die ganze Nacht durch den Wald, genau, wie die 
Kräuterfrau es beschrieben hatte: bei der alten Fichte nach rechts
	        
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