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140. Vom Schlaraffenland.
Von Heinrich Hoffmann von faüersleben.
Kinderlieder. Ausgabe von Lionel von Donop. Berlin 1877. 8. 245.
1. Kommt, wir wollen uns begeben
jetzo ins Schlaraffenland!
Seht, da ist ein lustig Leben
und das Trauern unbekannt.
Seht, da läßt sich billig zechen
und umsonst recht lustig sein:
Milch und Honig fließt in Bächen,
aus den Felsen quillt der Wein.
2. Alle Speisen gut geraten,
und das Finden fällt nicht schwer.
Gäns' und Enten gehn gebraten
überall im Land umher.
Mit dem Messer auf dem Rücken
läuft gebraten jedes Schwein.
O, wie ist es zum Entzücken!
Ei, wer möchte dort nicht sein!
3. Und von Kuchen, Butterwecken
sind die Zweige voll und schwer;
Feigen wachsen in den Hecken,
Ananas im Busch umher.
Keiner darf sich mühn und bücken,
alles stellt von selbst sich ein.
O, wie ist es zum Entzücken!
Ei, wer möchte dort nicht sein!
4. Und die Straßen allerorten,
jeder Weg und jede Bahn
sind gebaut aus Zuckertorten
und Bonbons und Marzipan.
Und von Brezeln sind die Brücken
aufgeführt gar hübsch und fein.
O, wie ist es zum Entzücken!
Ei, wer möchte dort nicht sein!
5. Ja, das mag ein schönes Leben
und ein herrlich Ländchen sein!
Mancher hat sich hinbegeben,
aber keiner kam hinein.
Ja, und habt ihr keine Flügel,
nie gelangt ihr bis ans Tor,
denn es liegt ein breiter Hügel
ganz von Pflaumenmus davor.
141. Der süße Brei. Von den Brüdern Grimm.
Kinder-und Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Ausl., besorgt von Reinhold Steig.
Stuttgart und Berlin 1906. 8. 341.
Œs war einmal ein armes, frommes Mädchen, das lebte mit seiner
Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. Da ging
das Aind hinaus in den U)ald, und es begegnete ihm da eine alte
Jrau, die wußte seinen Jammer schon und schenkte ihn: ein Töpfchen,
zu dem sollte es sagen: „Töpfchen koche!" so kochte es guten, süßen
Hirsebrei, und wenn es sagte: „Töpfchen steh!" so hörte es wieder auf
zu kochen. Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und