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auf Erden Sonntag ist, an welchem Tage der liebe Gott ruhte,
als er die Welt und alle Tiere und Menschen geschaffen hatte?
Weißt du nicht, daß geschrieben steht im dritten Gebot: Du sollst
den Feiertag heiligen?" Der Fragende aber war der liebe Gott
selbst. Jener Holzhauer jedoch war ganz verstockt und ant¬
wortete: „Sonntag ans Erden oder Montag im Himmel, was
geht das mich an, und was geht es dich an?"
„So sollst du deine Reisigwelle tragen ewiglich!" sprach der
liebe Gott, „und weil der Sonntag auf Erden dir so gar unwert
ist, so sollst du fürder ewigen Montag haben und im Monde
stehen, ein Warnungsbild für die, welche den Sonntag mit Arbeit
schänden!"
Von der Zeit an steht im Monde immer noch der Mann
mit bem Holzbündel und wird wohl auch so stehen bleiben bis
in alle Ewigkeit.
32. I2ur nicht verzagt! Von Robert Reim«*.
Märchen-, Lieder- und Geschichtenbuch. 13. Aufl. Bielefeld und Leipzig 1904. 8. 78.
1. Da ist nun der Mai!
Da grünen die Felder,
die Gärten, die Wälder,
da rauschen die Quellen,
da singen und springen
die Vögel herbei,
da laufen die Kinder,
die Mädchen, die Buben,
aus Kammern und Stuben
hinaus, hinaus aus dem engen
Haus! —
2. Ein einzig Tierlein dort,
wie sehr es auch sich strecke,
kann nicht vom Hause fort,
es ist die arme Schnecke. —
Ob sie deshalb sich schämt?
Wohl gar darum sich grämt?
O nein, sie denkt mit Lachen:
Es wird sich doch noch machen!
Sie denkt sich's so und so,
und endlich ruft sie froh:
„Ja, ja, so wird sich's schicken:
ich nehm' mein Haus auf den
Rücken!" —
Und richtig, es geht,
und die Schnecke, seht,
kann nun nüt allen andern
vergnügt in den Frühling wan¬
dern!