VI.
Lebensbilder
aus der preußisch -brandenburgischen
11V. Wie Brandenburg an die Hohenzollern kam.
1. Die Unordnung im Lande. Fast zweihundert Jahre
hatte das askanische Herrscherhaus zum Wohle Brandenburgs ge¬
wirkt, da starb es aus. Nun begannen schlimme Zeiten für das
Land. Nicht bloß taten ihm böse Nachbarn viel Übles; auch
im Innern des Landes gab es viel Unordnung. Das wurde
auch nicht besser, als Kaiser Ludwig der Bayer das Land an
sich nahm und es seinem Sohne gab. Weder dieser noch seine
beiden Nachfolger konnten die alte Ordnung wiederherstellen.
Am schlimmsten aber wurde es, als Brandenburg an das
luxemburgische Haus kam. Sigismund, der Sohn Karls IV.,
kümmerte sich wenig um das Land. Da er immer in Geldver¬
legenheit war, verpfändete er es sogar an seinen Vetter Jobst
von Mähren. Dieser kam nur hin, wenn er Abgaben erpressen
wollte. Da hatte denn die Mark entsetzlich zu leiden. Die Nach¬
barn rissen fast die Hälfte des Brandenburger Gebietes an sich.
Eine Anzahl raublustiger Adeliger, unter ihnen besonders die
Brüder Dietrich und Hans von Quitzow, sahen sich als die Herren
des noch übrigen Landes an. Sie raubten die Städte und die
Dörfer ganz nach ihrem Belieben aus. Wenn eine Stadt vor ihnen
sicher sein wollte, so mutzten sie ihnen Schutzgeld zahlen. Diese
Herren verlangten von den Bürgern, wie Fürsten angesehen zu
werden. Jeden Widerstand straften sie gleich mit Plünderung
und Mord.
Paldamus-Rehorn, Lesebuch. Ausg. E. Teil 3. 16