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So herrschte schließlich eine unbeschreibliche Unordnung im
Lande. Handel und Verkehr lagen darnieder; die Äcker wurden
nicht mehr richtig bestellt. Adelige, Bürger und Bauern ver-
kamen in Gottlosigkeit und Roheit.
Endlich kam die Erlösung. Als Jobst starb, fiel die Mark
an Sigismund zurück. Dieser war inzwischen Kaiser geworden
und konnte sich selbst um das arme Land nicht kümmern. Doch
beschloß er, durch einen tüchtigen Helfer Ordnung schaffen zu lassen.
Der Mann, den er damit beauftragte, war der Burggraf Fried¬
rich VI. von Nürnberg aus dem Geschlechte der Hohenzollern.
2. Wie Friedrich von Hohenzollern Ordnung
schafft und Kurfürst wird. Das Geschlecht der Hohenzollern
ist aus Süddeutschland gebürtig. Seine Stammburg stand auf
dem Zollernberg bei Hechingen. Ein Zweig der Familie trat
schon früh in kaiserliche Dienste und arbeitete sich durch seine
Tüchtigkeit empor. Diese Hohenzollern hießen zwar bloß Burg¬
grafen von Nürnberg, aber sie zählten zu den mächtigsten Fürsten
Süddeutschlands; denn ihnen gehörten bald die zwei Fürsten¬
tümer Ansbach und Bayreuth. Mehrere von ihnen hatten zu den
vertrautesten und treuesten Helfern der Kaiser gehört. Sigismund
verdankte Friedrich VI. seine Wahl zum Kaiser.
Diesem Friedrich also übertrug Sigismund die Statthalter¬
schaft in Brandenburg und gab ihm die Weisung, er solle dort
möglichst bald Ordnung schaffen. Im Jahre 1412 erschien Fried¬
rich in der Mark. Freudig jubelten ihm die geplagten Land¬
bewohner zu, und die Städte öffneten ihm gern die Tore; aber
die raublustigen Adligen mit den Quißows an der Spitze stellten
sich ihm trotzig entgegen. Spottend nannten sie ihn den „Tand
von Nürnberg"! Sie höhnten: „Sollte es auch ein ganzes Jahr
Burggrafen regnen, so sollten sie doch in der Mark nicht ge¬
deihen." Nach ihrer Meinung konnte ihnen der Eindringling in
ihren Wasserburgen mit den vier Meter dicken Mauern nichts
anhaben. Wie erstaunten sie aber, als er große Kanonen auf¬
fahren ließ, die in kurzer Zeit die festesten Mauern in Trümmer
legten. Vor allem unheimlich war ihnen das größte der Ge¬
schütze, die Faule Grete. Es blieb ihnen schließlich nichts übrig,
als sich vor dem fremden Herrn zu beugen. So zogen bald
wieder Ruhe und Sicherheit in das Land ein. Sigismund be-