Full text: [Teil 3 = Klasse 7 (4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = Klasse 7 (4. Schuljahr), [Schülerband])

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äußere Herrlichkeit nicht wollte, weil er ihrer nicht bedurfte, fuhr 
in einem einfachen Wagen; auch nachher, wieder groß und reich, 
wenn er nicht auf Reisen war, immer nur mit zwei Pferden, ohne 
Bedeckung und mit einfach gekleideter, nur nötiger Bedienung. 
Es lag in seiner Natur, einfach zu sein und alles Unnötige von 
sich zu tun. Wo zwei Pferde hinreichten, um schnell und sicher 
von einem Ort zum andern zu kommen, brauchte er nie vier. Auf¬ 
sehen zu machen und die Augen der Menge auf sich zu ziehen, 
liebte er nicht, und sein Inneres gab sich kund und trat hervor 
in allem, was ihn umgab. Er war wahr in allen Stücken; nie 
konnte er etwas scheinen, was er nicht war. Ein wahrer deutscher 
Charakter! 
Der König war ernst, voll innerer und äußerer Haltung, 
die Königin voll herzgewinnender Anmut und Unbefangenheit. 
Diese verließ sie auch in dem Augenblick nicht, der alles in sich 
vereinigte, was befangen und verlegen machen konnte. Befangen 
und verlegen war aber der mächtige Kaiser; und überrascht von 
der Würde des Königs und der Schönheit der Königin, sagte 
er viel Verbindliches und Schmeichelhaftes, wobei er vorzüglich 
die Rede an sie richtete. Sie, ohne darauf zu achten, nahm das 
Wort, — bedauerte, daß die Treppe des Hauses, welches zu 
der Zusammenkunft gewählt war, für ihn unbequem sei, und er¬ 
kundigte sich nach seinem Befinden in dem schon nördlichen und 
unfreundlichen Klima. Nachdem er, die Gerte in der Hand hin 
und her bewegend, hierauf geantwortet, wandte er sich zum König 
und sagte: „Sire, ich bewundere die Größe und Stärke Ihrer 
Seele bei so vielem und großem Unglück." Und der König 
antwortete wahr, ruhig und fest: „Die Stärke und Ruhe der 
Seele gibt nur die Kraft eines guten Gewissens." Sei es nun, 
daß Napoleon durch diese treffende Äußerung gereizt wurde, oder 
daß er seiner stolzen Natur übermütig folgte, genug, er sagte, 
wenigstens in Gegenwart der Königin unzart: „Aber wie konnten 
Sie es wagen, mit mir, der ich schon mächtigere Nationen besiegt, 
Krieg anzufangen?" Der König, wohl fühlend, daß in dieser 
Frage viele andere lagen, und daß jede Antwort weitläufige 
Debatten mit sich führen würde, sah ihn fest und scharf an; 
die gewandte Königin antwortete dagegen mit Würde: „Sire, 
dem Ruhm Friedrichs des Großen war es wohl erlaubt, über 
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