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unsere Kräfte uns zu täuschen. Wir haben uns getäuscht; so
war es beschlossen."
Die Königin brach dieses dornige Gespräch ab und gab ihm
eine leichtere andere Wendung. Man ging darauf zu Tisch, bei
welchem prächtigen Mahle Napoleon den Wirt machte und die
Königin zur Rechten, der König zu seiner linken Seite saß.
Letzterer, ernst und in sich gekehrt, sprach wenig, aber treffcnb
und gut. Er und seine Wahrhaftigkeit blieben in jedem Augen¬
blick, auch dem verhängnisvollen, sich selbst treu. Er überließ
lieber die Unterhaltung seiner gewandten Gemahlin, die bei aller
Treue und Unschuld des Charakters mehr die Sprache in ihrer
Gewalt hatte und sich leichter in beliebte Formen gewandt schmiegen
konnte. Mit vieler Klugheit vermied sie politische Seiten, und
ohne dem mächtigen französischen Kaiser zu schmeicheln, was sie
nicht konnte und wollte, sprach sie viel und, ihrer Überzeugung
gemäß, mit Achtung und Wohlwollen von der damaligen Kaiserin
Iosephine. Der Kaiser war von der Königin Luise ganz ein¬
genommen. Eine solche weibliche Anmut und Würde war ihm
noch nicht vorgekommen. Seine Bewunderung wuchs mit jedem
Augenblick, und er sagte nachher zu Talleyrand: „Ich wußte,
daß ich eine schöne Königin sehen würde, und ich habe die
schönste Königin und zugleich die interessanteste Frau gefunden,"
— ein Urteil des Mannes, der zuvor die Königin bei jeder Ge¬
legenheit verhöhnte, sie als ränkevoll schilderte und lächerlich
machte, ein Beweis, daß sie etwas besaß und etwas in ihr lag,
was auch Feinde versöhnen und gewinnen konnte.
Alle, die den König in diesen verhängnisvollen Tagen beob¬
achteten, stimmen in seiner Beurteilung darin überein, daß er
nicht aus seiner Fassung gekommen sei. Der nächsten Umgebung
des französischen Kaisers war dieses Verhalten des Königs von
Preußen so befremdend und auffallend, daß sie äußerten: „Er
benimmt sich, als wenn er Sieger und wir die Besiegten wären."
Die so urteilten, wußten freilich nicht, daß es eine stille Größe
der Seele gibt, die mächtiger ist als das Glück, wenn es hebt,
und das Unglück, wenn es stürzt. In beidem, da, wo der König
besiegt in Tilsit und wo er siegreich in Paris weilte, war und
blieb er der gleiche; seine Grundsätze waren stärker und fester als
die Erscheinungen der Zeit. Rulemann Friedrich Eylert.