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mit Butter oder Leinöl, sein Morgen-, Mittag- und Abendbrot.
Gar oft zahlt man sie den Kindern wie Leckerbissen zu, und sich
darin satt offen zu können, ist mancher Familie eine wahre Er¬
quickung. — Ohne Getreidezufuhr aus Böhmen und den anstoßen¬
den Provinzen würde der arme Erzgebirger oft hungern müssen,
obschon er mit unglaublicher Anstrengung der Erde abzuzwingen
sucht, was sie ihm versagt. Halbe Stunden weit trägt er in Kör¬
ben guten Boden und Dünger auf nackte Felsen. Bergabhange
bestellt er, die der Bewohner der Ebene kaum erklettern kann. Gras
mäht er auf Höhen, wo ein Fehltritt ihn verunglücken ließe. Heu
holt er mitten im Sommer auf Schlitten, wo er mit Wagen nicht
fortkommen kann.
2. Der Erzgebirger ist treuherzig im Umgänge, zufrieden und
sehr arbeitsam. Mühsamer wird nirgend der Landbau betrieben,
und frühzeitiger wohl nirgend die Jugend zur Arbeit angehalten,
als im Erzgebirge. Mit dem sechsten Jahre schon hilft das Kind
verdienen, in der Klöppelstube, wie am Spinnrocken und bei der
Hütten arbeit.
Eigen ist ferner dem Erzgebirger, gleich dem Tiroler, das ge-
werbfleißige Wandern in ferne Gegenden und die doch ewig leben¬
dige Sehnsucht nach den Bergen und Thälern der Heimat. Den
Strichvögeln gleich ziehen aus manchen Gegenden im Frühjahre
Hunderte mit Bändern, Spitzen, Blechwaren u. s. w. in alle Län¬
der deutscher Zunge, von der Schweiz bis Rußland, ja oft nur mit
Axt und Kelle, um anderwärts zu zimmern oder zu mauern. Zum
Winter aber kehrt fast alles heim, um, umnebelt von Hütten- und
Hochöfendampf, nicht selten in verschneiter, ärmlicher Wohnung den
sauer errungenen Verdienst mit Weib und Kind zu verzehren. Kna¬
ben von zwölf bis dreizehn Jahren fahren entweder allein, oder als
Gehülfen ihrer Väter mit Karren voll kleiner Handelsartikel in alle
Welt, und manche Familie hat auf diese Art wohl ein halbes
Dutzend Söhne in der Fremde, während die Töchter daheim klöp¬
peln, spinnen u. s. w.
3. Dichte Nebel, welche höchstens in der Mittagsstunde wei¬
chen, kündigen dem Erzgebirger den Winter an, der ihm gewöhnlich
in der fürchterlichsten Gestalt erscheint. Wochenlang schneit es oft
in einem fort, ja wohl in einer Nacht so, daß man sich in Dör-
fern aus den Häusern schaufeln, bisweilen sogar aus dem Dache
steigen muß, um einen Gang zur Hausthür oder Gucklöcher für die
Fenster der Unterstuben zu schaffen. Ein drei bis sieben Ellen hoher
Schnee ist in strengen Wintern nicht selten; Stürme, die nirgend
fürchterlicher heulen, bilden oft zwanzig bis dreißig Ellen hohe
Windwehen, über welche der Erzgebirger, gleich dem Lappländer,
mit angeschnallten Fußbrettern oder Schneeschuhen leicht hinweg-
gleitct. ' Um Unglück ;u verhüten, werden zwar Signalstangen ge-
)e§t, auch bei starkem Schneewetter dem Wanderer, besonders abends,
durch Glockengeläute oder durch Trompetentöne Zeichen gegeben, in
welcher Richtung er zu waten habe; doch vergeht selten ein Winter,