Vorwort zur siebenten Auflage.
Der umgearbeitete zweite Band von Paldamus-Nehorn Aus¬
gabe D folgt hiermit seinem Vorgänger Band I in die Öffentlich¬
keit. Ihn begleitet mein freudiger Dank für die ihm seither ge¬
spendete Anerkennung und mein Wunsch, daß er fortan noch mehr
den berechtigten Erwartungen genügen werde.
Äußerlich betrachtet scheint der Band nach Anlage und Ein¬
teilung seine Gestalt kaum gewechselt zu haben; innerlich ist aber
vieles verändert; es galt, dem fast unmerkbar, aber stetig sich
weiterbildenden Geist und Geschmack auch in Lesebuchfragen nach¬
zugehen und gerecht zu werden. Diese Vorwärtsbewegung ist so
gleichmäßig und bereits so sehr zu einem Erfahrungsgesetz ent¬
wickelt, daß ein Lesebuch innerhalb eines Jahrzehnts veraltet, von
der Zeit überholt wird und einer schonungslosen Erneuerung be¬
dürftig wird.
Nach diesem Gesetze mußte auch unser zweiter Band eine gründ¬
liche Prüfung sich gefallen lassen. Von mancher Seite war gegen
ihn der Vorwurf erhoben, daß für die bestimmungsmäßige Unter¬
richtsstufe sein Inhalt vielfach zu schwierig wäre. Diesem Tadel
ist sorgfältig And hoffentlich ausreichend begegnet. Sein Schwer¬
gewicht ruht aber nach wie vor im Märchen; er soll darum auch
fernerhin der Märchenband bleiben.
Aber nunmehr erhebt eine vorsichtige Pädagogik ihre warnen¬
den Bedenken gegenüber der unübersehbaren Menge von zur Aus¬
wahl stehender Märchen. Das alte Volksmärchen besitzt sein un¬
anfechtbares Bürgerrecht in unserer Jugendliteratur seit der Zeit,
daß die Brüder Grimm die Minder- und Hausmärchen sammelten
und herausgaben (Vorrede: Cassel am 3. Julius 1819). Immer¬
hin ist auch bei ihrer Sichtung noch Vorsicht geboten. Eine ganz
andere Schärfe der Kritik ergeht aber über die stets wachsende
Flut der mehr oder weniger frei erfundenen Kunstmärchen und
märchenhaften Erzählungen. Hören wir das Urteil eines einwand-
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