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232. Auf der Eisenbahn.
1. Mir ist es, wenn ich auf der Eisenbahn fahre, als durch¬
blätterte ich ein Bilderbuch, in dem ein anziehendes Bild auf
das andre folgt.
2. Sind die Wiesen nicht hübsch anzusehen mit dem bunten
Vieh darauf? Und auf den Feldern ist stets etwas zu beobachten, 5
besonders um die Zeit, da die Ernte vor sich geht. Auf einem
Feld steht schon das Korn in Haufen, zwischen denen die Krähen
aufmerksam umhergehen, als musterten sie den Ertrag; auf einem
andern wird aufgeladen und eingefahren. Die Stoppeln bezieht
schon eine Schar Gänse, um Nachlese zu halten. 10
3. Dann kommt ein Feld, das eben erst gemäht wird. Wäh¬
rend der Zug vorbeigeht, läßt der Schnitter einen Augenblick
die Sense ruhen; auch die Binderin, halb gebückt und die Arme
voller Halme, hält in der Arbeit inne und blickt nach dem
Zuge hin. 15
4. Aber am lustigsten sieht es doch auf dem Rübenfelde aus,
wenn die ganze, lange Reihe der hackenden Frauen sich aufrichtet
und den Zug anstarrt. Sieht man ihnen nach, so kann man noch
bemerken, wie die ganze Reihe wieder mit geschwungenen Hacken
vornüber fällt. 20
5. Ein andres Feld wird schon wieder gepflügt. Wenn der
Zug herantost, so hält der Ackerer seine Tiere an; sie erschrecken
leicht vor dem vorübersausenden Ungetüm. Sieh, da werden
zwei Pferde scheu; die Egge hinter sich hin und her schleudernd
stürmen sie davon. Der Knecht kratzt sich zunächst den Kopf; 25
dann läuft er ihnen nach. Und während man noch darüber nach¬
denkt, wie das wohl enden wird, ist rechts und links schon stiller
Wald.
6. Ein Dorf folgt dem andern. Die meisten bleiben weit
im Hintergründe liegen. Man sieht aus dem Grün, das sie um- 30
gibt, nur den Kirchturm und hie und da ein Dach ragen. Manch¬
mal aber tritt auch ein Dorf so nahe an die Bahn, daß man
hineinsehen kann zwischen die Häuser und die Gemüsegärten mit
Kohl und Rüben, mit den Blütenkugeln der Zwiebeln und den
Vierecken der Stangenbohnen. Zwischen beit Obstbäumen sind 35