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2. Eine Kugel kam geflogen.
GilTs mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär's ein Stück von mir.
3. Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad:
„Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ewigen Leben
Mein guter Kamerad!" Wand.
54. vie sieben 8täbe.
1. Ein Vater hatte sieben Söhne, die öfters miteinander uneins
wurden. Über dem Zanken und Streiten versäumten sie die Arbeit.
Ja einige böse Menschen hatten im Sinne, sich diese Uneinigkeit
zunutze zu machen und die Söhne nach dem Tode des Vaters um
ihr Erbteil zu bringen.
2. Da ließ der ehrwürdige Greis eines Tages alle sieben
Söhne zusammenkommen, legte ihnen sieben Stäbe vor, die fest
zusammengebunden waren, und sagte: „Demjenigen von euch,
welcher diesen Bündel Stäbe entzweibricht, zahle ich hundert
Taler bar.“ Einer nach dem andern strengte alle seine Kräfte
an, und jeder sagte nach langem, vergeblichem Bemühen:
„Es ist gar nicht möglich.“ „Und doch,“ sagte der Vater, „ist
nichts leichter.“ Er löste den Bündel auf und zerbrach einen
Stab nach dem andern mit geringer Mühe. „Ei,“ riefen die
Söhne, „so ist es freilich leicht ; so könnte es ein kleiner
Knabe!“
3. Der Vater aber sprach: „Wie es mit diesen Stäben ist, so
ist es mit euch, meine Söhne. Solange ihr fest zusammenhaltet,
werdet ihr bestehen, und niemand wird euch überwältigen können.
Wird aber das Band der Eintracht, das euch verbinden soll, auf¬
gelöst, so geht es euch wie den Stäben, die hier zerbrochen auf dem
Boden umherliegen.“
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Christoph Schmid.