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der Meder! Und doch waren die verweichlichten Meder die Herren
der Perser. Daß aber diese Herrschaft der Schwächlinge über die
Starken bald ein Ende haben mußte, hätte Astyages von dem Knaben
Chrus lernen können. Cyrus konnte sich des Lachens nicht enthalten,
als er am Hofe seines Großvaters alles so weibisch geputzt sah.
Astyages saß auf einem prächtigen Throne; seine Backen, Lippen
und Stirne waren bemalt, Augenbrauen und Haare gefärbt; er
hatte goldene Ketten um den Hals, Armbänder an den Händen.
Cyrus sprang, wie er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten
zu, siel ihm uin den Hals und rief: »O, was ich für einen schönen
Großvater habe!« Seine Mutter fragte ihn lächelnd, ob er denn
schöner wäre als sein Vater. »Unter den Persern«, antwortete
Cyrus, »ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern habe
ich keinen gesehen, der so schön wäre als mein Großvater.«
Dem Alten gefiel diese Antwort. Er beschenkte den Knaben reich¬
lich, und bei Tische mußte Cyrus immer neben ihm sitzen. Dem
Cyrus, der an die Mäßigkeit der Perser gewöhnt war, dünkte es
sonderbar, daß man so vielerlei Speisen austrug. Er sah lange zu.
Endlich sagte er zu dem alten Könige: »Aber, lieber Großvater,
du hast doch schrecklich viel Mühe, satt zu werden, wenn du von
dem allen essen mußt.« Astyages lachte und sprach: »Glaubst du
denn, daß dies hier nicht viel besser sei, als eure persischen Mahl¬
zeiten?« — »Ich weiß nicht«, antwortete Cyrus, »aber wir wer¬
den viel geschwinder und leichter satt/ als ihr. Uns ist Brot und
Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach! was braucht ihr
für Arbeiten und Umschweife, bis ihr so weit kommt!«
Mit' Erlaubniß des Alten vertheilte er darauf von den Speisen
unter die Diener, nur dem Mundschenken gab er nichts. Der Kö¬
nig, welcher den Schenken liebte, fragte den Cyrus im Scherz:
»Warum giebst du denn diesem nichts, den ich doch so lieb habe?«
— »Und warum hast du ihn so lieb?« fragte Cyrus. — »Siehst
du nicht«, antwortete der König, »wie schön er den Wein eingießt,
kostet und mir zureicht?« — »O!« rief Cyrus, »das kann ich so
gut als er, und noch besser; denn ich will dir den Becher nicht
halb austrinken wie er.« Darauf nahm er den Becher, goß aus
der Schale Wein ein und reichte ihn dem Könige. »Aber«, sprach
der Alte, »du mußt auch den Wein erst kosten.« — »Das laß ich
wohl bleiben«, rief der Kleine, »denn ich weiß, es ist Gift darin.
Ich habe das neulich wohl bei deinem Gastmahle gesehen.« —
»Wie das?« rief der Alte. — »Wißt ihr nicht mehr, wie ihr von
Verstand und Sinnen kämet, sobald er euch zu trinken gegeben
hatte? Was war das für ein Lärm! Wie habt ihr durch einander
geschrien und gelacht! So lange ihr saßt, sprach jeder von seiner
Stärke; sobald ihr aufstandet zum Tanzen, sielet ihr über eure
eigenen Füße. Ihr wußtet alte nicht mehr, was und wo ihr seid;