Full text: Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 (Unterkursus)

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edelnden Einfluß auf die Ritter aus; sie begeisterten sich für das 
Hohe und Heilige, und es entstanden die geistlichen Ritterorden. 
H. Folgen für die Kirche. Die Kirche gelangte im Zeitalter 
der Kreuzzüge zur höchsten Macht. Die Päpste, die die Anregung 
zu den Kreuzfahrten gaben und ihre geistigen Leiter waren, gewannen 
auch in weltlichen Dingen den Vorrang vor dem Kaiser und den 
Fürsten. Der religiöse Sinn wurde durch die Kreuzzüge gefördert. 
Infolgedessen mehrten sich die frommen Schenkungen, und der 
Reichtum der Kirche nahm zu. 
4. Folgen für Wissenschaften und Künste. Die Kreuzzüge 
erweiterten den Gesichtskreis der Abendländer und regten das 
Geistesleben in vielfacher Hinsicht an. Die geographischen 
Kenntnisse wurden bedeutend vermehrt, und manche Entdeckungen 
der Araber in der Mathematik, der Sternkunde, den Naturwissen¬ 
schaften und in der Heilkunde wurden jetzt in Europa bekannt. Die 
Heldentaten und Abenteuer der Kreuzfahrer und die Sagenwelt des 
phantasiereichen Morgenlandes boten dem dichterischen Schaffen eine 
Fülle von Stoffen, und es entwickelte sich jetzt die erste Blütezeit 
der deutschen Dichtkunst. 
Das Rittertum. 
I. Entstehung. Während die Heere Karls .des Großen fast 
ganz aus Fußtruppen bestanden, war infolge der Kämpfe mit den 
Hunnen (vgl. Heinrich I. S. 34) und der Züge nach Italien die 
Reiterei immer zahlreicher geworden. Die Bauern brauchten nicht 
mehr Kriegsdienste zu leisten: sie hatten aber auch ihre Unabhängigkeit 
verloren. Zn den berittenen Kriegern gehörten die Adligen und 
solche Dienstleute, die von den Großen für den Kampf ausgerüstet 
wurden. Der die Ritter eine sorgfältigere Ausbildung brauchten als 
die Fußtruppen uud der Dienst zu Pferde als vornehm galt, sonderten 
sie sich nach und nach von den Bauern und Bürgern ab und bildeten 
einen besonderen Wehr st and. Man nannte diese berittenen 
Krieger Ritter. Ihre Bedeutung stieg infolge der zahllosen 
Kämpfe des Mittelalters derartig, daß die Unfreien, die die Ritter¬ 
würde erhielten, in die Gesellschaft der Adligen und Fürsten eintraten. 
2. Ritterliche Erziehung. Das Waffenhandwerk stellte an die 
Ritter hohe Anforderungen. Deshalb wurde schon frühzeitig mit 
der Vorbereitung der Ritterknaben für den späteren Beruf begonnen. 
Doch sah man gewöhnlich nur auf die Ausbildung der körperlichen 
Kraft und Gewandtheit, während man der Entwicklung der geistigen 
Kräfte so wenig Beachtung schenkte, daß viele Ritter weder schreiben 
Masius, Ritterliche Erziehung. G. P. R. I, 289.
	        
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