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Menschenleben.
beim Onkel Hufschmied), der macht so ein Tier mit seinem
ekligen Gebell bange. Und nun gingen sie in den Stall,
riefen Hibbel Hibbel (denn so nannten sie die Ziege), banden
ihr das Tau um und führten sie auf den Weg, der nach
dem Dorfe, hinführte. Da fand die Ziege nun allerlei zu
fressen.
Heute gab es etwas Rechtes auf dem Schmiedehofe zu
sehen. Auf dem Hofe stand ein Torfwagen, der ein neues
Rad haben sollte, denn das alte war entzweigebrochen. Da
mußte Liese hin und zusehen, wie der Onkel den glühend
roten Eisenring um das hölzerne Rad legte und dann mit
dem dicken Hammer festklopfte. Und sie ging doch hin —
und Hibbel mußte mit. Sie kam auch gerade zur rechten
Zeit; denn der Onkel hatte mit einem Bindfaden eine platte
Eisenstange so weit abgemessen, daß sie gerade um das
schöne weiße Rad herumpaßte. Ein Strich mit der roten
Bleifeder, dann wurde die Stange von einer runden Säge
durchgeschnitten. Rrrrr ging es, und der Eisenstaub spritzte
herum. Aber die Platte Stange wurde nun ins Feuer ge¬
legt, als sollte sie gebraten werden. Und dann zog der kleine
Lehrjunge an einer Kette, daß ein starker Wind kam und ins
Feuer blies, bis die Funken davonstoben. O, das war lustig
zu sehen, und Liese sprang ordentlich weg, daß die
Funken sie nicht kriegen sollten. Zuletzt mußte sie selbst
an der Kette ziehen, immer runter, immer runter — nach
oben flog sie schon von selbst —, bis Onkel Schmied sagte,
sie sollte das nicht, sie sollte nur auf ihre Ziege passen.
O weh, die hatte sie ja ganz vergessen, und sie lies nach
draußen und wäre fast über die Nagelkiste gefallen, die auf
der Erde stand.
Hibbel, Hibbel, wo bist du? rief sie und lief auf dem
Hof in alle Ecken hinein. Aber von der Ziege war nichts
zu sehn und zu hören. Sie lief ums Haus herum in den
Garten, wo die weiße Wäsche im Grase lag, aber da war
sie auch nicht. Sie lief auf den Weg, der üach ihrem Hause
führte, nichts zu sehen. Sie lief bis an die Ecke und sah