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Tageszeiten und Jahreszeiten.
sie Gesellschaft mit dem Getreide. Mit dem Saatkorn zu¬
sammen wirft der Landmann ihren Samen in den Acker. Mit
der Saat zusammen wächst sie auf und blüht. Zugleich mit dem
reifen Korn wird sie gemäht und in die Scheunen gebracht.
So kommen ihre Samenkörnlein unter das Saatgut und im
andern Frühjahr wieder in den Boden hinein, obgleich nie¬
mand um sie besorgt ist und sich Mühe darum gibt, sie zu säen
oder zu pflanzen. Der Bauer schilt die Kornblume ein lästiges
Unkraut, aber des Wandrers Augen erfreuen sich an ihr, wenn
ihr liebliches Blau mit dem Purpurrot des Mohnes zusammen
das Ährenfeld ziert. Ist dem Landmann sonst nicht viel an
ihr gelegen, so flicht er sie doch gern in den Erntekranz hinein,
dem sie einen heitern Schmuck verleiht.
Pflücke eine Kornblume und schaue sie genau an! Mit
Staunen wirst du gewahren, welch ein kunstreiches Gebilde du
in Händen hast. Was als eine einfache Blume erscheint, ist
zusammengesetzt aus zahlreichen Blüten, die sehr geschickt in
einem zierlichen Körbchen geordnet und aufgestellt sind. In
der Mitte stehen kleine Blüten von dunkler Farbe, um diese
herum zieht sich ein Kranz aus größeren Blüten, von schön
himmelblauer Farbe. Diese aber sind fein ausgezackt, so sau¬
ber und zierlich, als wäre es behutsam mit einer kleinen
Schere gemacht. So ist jede Blume ein Meisterwerk.
Schöne Kränze lassen sich aus Kornblumen winden, ohne
daß man dazu einen Faden braucht. Mit ihren eigenen Stie¬
len schlingt man sie umeinander. Wer aber Kornblumen
bricht, soll sich davor hüten, daß er die Saat zertritt. Es
wachsen ihrer genug am Rande, die man mit den Händen
erlangen kann, ohne in das Feld hineinzusteigen.
Trojan.
16. Der Bauer und sein Kind.
1. Der Bauer steht vor seinem Feld
Und zieht die Stirne kraus in Falten.
„Ich hab den Acker wohl bestellt,
Auf reine Aussaat streng gehalten;