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bald horte er den Ruf einer unbekannten Stimme. Er erblickte ans
der Eiche eine Elster, welche die Worte hersagte, die Emma sie gelehrt
hatte. Als Prinz Ratibor diese Botschaft vernahm, war er voller
Freude, rüstete schnell eine Anzahl Reisige ans und-zog mit ihnen
den Niesenbergen zu.
3. Die Prinzessin überlistet Rübezahl.
Emma hatte inzwischen alles zur Flucht vorbereitet. Eines Tages
erschien sie ans das schönste geschmückt wieder vor dem Herrn der
Niesenberge. Ihr Gesicht strahlte vor Freude, denn die Elster war
glücklich zurückgekehrt und hatte ihr die Antwort ihres Verlobten
gebracht. Als der Gnom die Prinzessin so heiter und so schon
geschmückt sah, glaubte er, daß sie endlich ihren Widerwillen gegen
diesen Aufenthalt besiegt habe. Er trat ihr freundlich entgegen und
fragte, ob sie ihm noch zürne, daß sie so lange auf ihren Hofstaat
habe warten müssen. Die Prinzessin erwiderte, daß sie fortan gern
bei ihm bleiben wolle, wenn er ihr zuvor noch einen kindischen Wunsch
erfüllen werde. Der hocherfreute Berggeist versprach es. Nun trug
ihm die Prinzessin auf, die Rüben des Ackers zu zahlen, ohne sich
aber dabei zu irren. Weil sie ihre Gespielinnen und ihre Zofen daraus
wählen wolle, wünsche sie jetzt schon zu wissen, wie viel ihr zu Ge¬
bote ständen.
Sogleich eilte der Gnom zum Ackerstücke und fing an, die Rüben
mit großer Sorgfalt zu zählen. Als er damit fertig war, wollte er
sich überzeugen, ob er sich auch gewiß nicht geirrt habe, und zählte
noch einmal. Aber da fand er eine ganz andere Summe als das
erste Mal und mußte nun das beschwerliche und langweilige Geschäft
zum drittenmal beginnen.
Die Prinzessin benutzte seine Abwesenheit sogleich, um ihren Plan
ins Werk zu setzen. Sie nahm eine starke, saftvolle Rübe unb ver¬
wandelte sie in ein mutiges Roß mit Sattel und Zeug. Rasch
schwang sie sich auf dasselbe und sprengte über Heiden und Ge¬
strüpp hinab ins Thal, wo Prinz Ratibor die Flüchtige in seinen
Schutz nahm.
Endlich war der Berggeist mit seiner mühevollen Arbeit zustande
gekommen und eilte nun, die Prinzessin zu benachrichtigen. Als er
sie auf dem Nasenplatze nicht mehr fand, lief er durch die Gänge und