Full text: (Für die 1. Vorschulklasse) (Teil 2, [Schülerband])

213 
dazu die Hilfe anderer Menschen nicht fehlen. In wenigen Stunden 
war dieser Vorfall in ihrer Stadtgegend bekannt geworden. Von allen 
Seiten trug man Betten, Kleider und Wäsche herbei, damit die Kinder 
bestens untergebracht werden konnten. 
Das neue Elternpaar hat seine helle Freude an den drei blühenden 
Kindern. 
32. Ein gutes Rezept. 
Der Kaiser Joseph in Wien war ein weiser und wohlthätiger 
Monarch, wie jedermann weiß. Aber nicht alle Leute wissen, wie 
er einmal der Doktor gewesen ist und eine arme Frau kuriert hat. 
.Eine arme, kranke Frau sagte zu ihrem Bübleiu: „Kind, hole 
mir einen Doktor, sonst kann ich es nimmer aushalten vor Schmerzen!" 
Das Büblein lief zum ersten Doktor und zum zweiten; aber keiner 
wollte kommen, denn in Wien kostet ein Gang zu einem Patienten 
einen Gulden. Der arme Knabe hatte jedoch nichts als Thränen, die 
wohl im Himmel für gute Münze gelten, aber nicht bei allen Leuten 
ans der Erde. Als er zum dritten Doktor auf dem Wege war, fuhr 
langsam der Kaiser in einer offenen Kutsche an ihm vorbei. Der 
Knabe hielt ihn wohl für einen reichen Herrn, obgleich er nicht wußte, 
daß es der Kaiser sei, und dachte: „Ich will's versuchen." 
„Gnädiger Herr," sagte er, „wolltet Ihr mir nicht einen Gulden 
schenken, seid so barmherzig!" Der Kaiser dachte: Der saßt's kurz 
und denkt, wenn ich den Gulden auf einmal bekomme, so brauche ich 
nicht sechzigmal um den Kreuzer zu betteln. „Thut es ein Zwanziger 
nicht auch?" fragte der Kaiser. Das Büblein sagte: „Nein," und 
offenbarte ihm, wozu er des Geldes benötigt wäre. Also gab ihm 
der Kaiser den Gulden und ließ sich genau von ihm beschreiben, wie 
seine Mutter heiße, und wo sie wohne. 
Während das Büblein zum dritten Doktor springt, und die kranke 
Frau daheim betet, der liebe Gott wolle sie doch nicht verlassen, fährt 
der Kaiser zu ihrer Wohnung und verhüllt sich ein wenig in seinen 
Mantel, also daß man ihn nicht erkennen konnte, wer ihn nicht darum 
ansah. Als er aber zu der kranken Frau in ihr Stüblein kam, 
meint sie, es sei der Doktor und erzählt ihren Umstand, und wie sie 
noch so arm dabei sei und sich nicht pflegen könne. Der Kaiser sagte: 
„Ich will euch denn jetzt ein Rezept verschreiben," und sie sagte ihm,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.