Full text: (Für die 1. Vorschulklasse) (Teil 2, [Schülerband])

deren Giebelspitze sich sein Nest oder Horst befindet. Jeder hat 
dann Gelegenheit, den Storch samt seiner Gattin mit Müsse zu 
betrachten und zu bewundern. Freundlich und zutraulich schaut 
er mit seinen braunen, lebhaften Augen in den,. Hof hernieder. 
Wohlgefällig dreht er sich auf seinen langen, blutrot gefärbten 
Stelzbeinen. Mit Ausnahme der Flügelspitzen ist sein ganzer 
Körper weiss befiedert. Wie bei allen Watvögeln, so sind auch 
beim Storche die drei Vorderzehen durch halbe Schwimmhäute 
verbunden. 
Nachdem vom Männchen das stark beschädigte Nest aus¬ 
gebessert und wohnlich gemacht worden ist, legt das Weibchen 
drei bis vier grosse, weissschalige Eier in dasselbe, aus denen nach 
4—5 Wochen die nackthäutigen Storchkinder schlüpfen. 
Vater Storch hat während der Brütezeit nicht nur sich, sondern 
auch seine Gattin mit Nahrung zu versorgen und sie daneben noch 
durch Klappern, Zischen und andere Kunstübungen zu unterhalten. 
Sind nun erst die Jungen eingekehrt, so haben Vater und Mutter 
Storch vollauf zu thun, um ihre stets hungrigen Kinder mit Speise 
zu versorgen. In dieser Zeit erheben die Frösche ihre Klagelieder 
und suchen tief in den Sümpfen eine Zufluchtsstätte. Dennoch 
erliegen täglich hunderte den Schnabelhieben des Storches und 
werden gezwungen, einen letzten, traurigen Spaziergang in seinen 
Magen anzutreten. Auch andere Tiere, wie Maulwürfe, Mäuse, 
Ringelnattern, Blindschleichen und Eidechsen sind keinen Augen¬ 
blick vor seinen Angriffen sicher. Zu bedauern ist nur, dass der 
Storch selbst die Eier und die Jungen anderer, sehr lieber und 
nützlicher- Vögel nicht verschont. 
Im gezähmten Zustande ist fast gar nicht mit dem Storche 
auszukommen. Er zieht gegen Hühner, Gänse, Enten, Hunde, 
Katzen, Schafe und Schweine zu Felde und bleibt im Kampfe mit 
ihnen fast immer Sieger. Ja selbst der Mensch muss gegen seine 
gefährlichen Schnabelhiebe auf der Hut sein. 
Im August, wenn die Blätter gelb werden, und die Winde 
über die Stoppelfelder wehen, rüsten sich die Störche zum Abzüge 
in die Fremde. Sie versammeln sich zu diesem Zwecke auf einem 
bestimmten Platze. Sobald alle zur Abreise fertig sind, wird unter 
ihnen Musterung gehalten. Der Storchälteste geht prüfend an den 
A. Lampe und E. Vogel: Lesebuch für Vorschulen, II. 2
	        
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