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nahm Kriegsdienste. Durch Schönheit, Kraft und Gewandtheit aus¬
gezeichnet, erwarb er sich durch sein einschmeichelndes und gefälliges
Benehmen und mit Hülfe der Weiber die Gunst des Damas, welcher als
General und als einer der reichsten und angesehensten Männer der Stadt
ihm sehr förderlich war. Agathokles stieg bald zur Stelle eines Befehls¬
habers über tausend Mann empor, heirathete nach dem Tode seines
Gönners dessen Wittwe und wnrde durch diese Heirath ein reicher
Mann. Er wußte sich in Syrakus einen Anhang zu verschaffen
und stürzte die Oligarchen; er konnte sich aber nur kurze Zeit an
ihrer Stelle behaupten und wurde mit seiner ganzen Partei aus
der Stadt vertrieben. An der Spitze eines Haufens vertriebener
Syrakusaner leistete er den Tarentinern und anderen Städten Un¬
teritaliens Beistand. Als die Oligarchen aus Syrakus vertrieben
worden waren, kehrte er mit anderen Flüchtlingen nach Syrakns
zurück und erreichte seine Ernennung zum Feldherrn. Dann noch¬
mals vertrieben und wieder zurückgerufen, wurde er unter dem Titel
eines Feldherrn und Wächters des Friedens als Haupt der Volks¬
partei an die Spitze des Staates gestellt (317 v. Ehr) Nun war
Agathokles darauf bedacht, sich den Besitz seiner Herrschaft zu sichern.
Er ließ die Mitglieder der seitherigen Negierung für Feinde des
Vaterlandes erklären, dieselben durch seine Soldaten niederhauen
und ihre Güter unter den Pöbel und seine Truppen vertheilen.
Dann vertrieb oder ermordete er aber auch alle Anhänger der frü¬
heren Regierung, die sämmtlichen Verwandten derselben und alle
diejenigen, deren Wohlstand der Befriedigung der Habgier seiner
Soldaten dienen konnte. Die Zahl der Getödeten betrug 4000, die
der Vertriebenen 6000. Agathokles konnte seitdem auf die Hefe des
Volkes und auf seine vielen Söldner so fest vertrauen, daß er we¬
der des Herrschertitels, noch einer Leibwache zu bedürfen glaubte.
Es gelang ihm auch, die Städte Agrigent, Messina und Gela unter
die Oberhoheit von Syrakus zu bringen.
Im Jahre 311 v. Chr.-brach ein Krieg zwischen Syrakus und
Karthago aus. Agathokles behielt anfangs die Oberhand, wurde
aber bald nachher in einer Schlacht völlig geschlagen und verlor
7000 Mann. In Folge dieser Niederlage fielen alle Städte von
ihm ab und er wnrde auf den Besitz von Syrakus beschränkt und
der Hafen von Syrakns von der feindlichen Flotte gesperrt. Aga¬
thokles wandte in seiner verzweifelten Lage ein eben so kluges als
kühnes Rettungsmittel an. Er beschloß nämlich, mit dem Kerne
seines Heeres nach Afrika überzusetzen und die Karthager in ihrem
eigenen Lande anzugreifen, während ihre Kriegsmacht in Sicilien
beschäftigt sei. Eine große und feste Stadt wie Syrakus war im
Stande eine Belagerung auszuhalten. Es gelang dem Agathokles
glücklich aus dem Hafen von Syrakus mit seiner Flotte zu entkom¬
men und die hohe See zu erreichen, und 310 v. Ehr. landete er
an der Küste von Afrika. Hier verbrannte er sogleich seine Schiffe,
um seinen Truppen nur zwischen Sieg oder Tod die Wahl zu las¬
sen. Zum Unglücke für Karthago herrschte im Senate seit langer
Zeit Zwietracht, und es wurde deshalb die Führung des Heeres
nicht einem Manne übertragen, sondern aus jeder der beiden strei¬
tenden Parteien ein Feldherr ernannt, Hanno und Bomilkar. Un-