Die christlichen Befreiungskriege. Der Cid. 325
schlossene Welt, die erst am Ende des Mittelalters mit den
übrigen europäischen Ländern in Verbindung tritt.
Die ChristeuZüge in das arabische Spanien gingen zunächst
von der gebirgigen Nordwestecke aus, wo das kleine, von den
flüchtigen Westgoten gestiftete Asturien lag, das nach seiner Ans-
dehuuug bis au den Duero von der neuen Residenz den Namen
Leon annahm. Im Nordosten des Landes wurde die von
Karl dem Großen gegründete spanische Mark mit Barcelona die
zweite Landschaft, welche ihren Angriff gegen die Mauren wandte.
Freilich erschwerte die natürliche Beschaffenheit der pyrenäischen
Halbinsel mit ihren vielen scheidenden Gebirgszügen und ihren
wenigen und beschwerlichen Pässen den Verkehr der verstreut
liegenden christlichen Gebiete, doch gelang dem Könige S ancho
d. Gr. von Navarra eine Vereinigung fast sämtlicher Christen¬
staaten. Als er 1035 starb, kamen seine Länder Navarra,
Eastilien und Aragonien an seine drei Söhne; Zwar
gelangte das kleine Navarra, eine in den Pyrenäen gelegene,
durch ihre Pässe wichtige Landschaft, nie Zu besonderer Bedeu¬
tung und schmolz schließlich mit Aragonien zusammen, dagegen
entwickelten sich die beiden andern Länder unaufhaltsam und
wurden im Verein mit Portugal die großen nationalen Mittel¬
punkte für deu Kampf gegen die Araber.
Castilien war ursprünglich eine asturische Grafschaft,
die ihren Nomen von den vielen gegen die Mauren errichteten
Castelle erhielt; 1035 ein Königreich geworden, vereinigte es
1230 dauernd das Königreich von Asturien mit sich. Von der
in der Mitte der Halbinsel gelegenen Hochebene dehnte es sich
dann in siegreichem Kampfe nach Süden hin aus; so wurde
Madrid gewonnen und nach siebenjähriger in Liedern gefeierter
Belagerung auch Toledo 1085. Ein Abbild christlicher Begei¬
sterung und spanischer Ritterlichkeit dieser Zeit ist der vielbe¬
sungene Ruy Diaz, Rodrigo von Bivar, von seinen Königen
der Campeador (Kämpfer), von den bezwungenen Mauren be¬
wundernd der Cid (Herr) genannt Er starb 1099, nachdem
er wenige Jahre vorher das reiche Valencia den Ungläubigen
entrissen hatte, das freilich nach seinem Tode wieder verloren
ging. In der Mitte des 12. Jahrhunderts bildeten sich die drei
spanischen Ritterorden, die nach den von ihnen beschützten Städten
St. Jago in Gallizien, Aleantara in Estremadura und Calatrava
in La Maucha benannt wurden. Unter Ferdinand III. (1230—
1252) erfolgte nicht nur die dauernde Vereinigung Leons und
Galliziens mit Castilien, sondern durch die Eroberung von Cor-
dova, Sevilla und Cadix ward auch Andalusien erworben und