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umgeht wie mit Freunden. Das edelste Pferd wird durch rohe
Behandlung verdorben, und das verwildertsteé Tier Kann durch
vornehme und liebevolle Behandlung wieder zurecht gebracht
werden.
Daraus könnt ihr am besten sehen, daß vornehme Güte nichts
Schwächliches ist, sondern eine grobe Naturgewalt, die sogar
Tiere bändigen kann, mit denen der gröbste Stallknecht nicht
fertig wird. Mancher, der nicht an dié Macht des guten Wortes
glauben wollte, hat es endlich im Pferdestalle gelernt.
Fõrster, Jugendlehre. GBerlin. Reimer.)
III. Maul- und Klauenseuche.
Die Maul- und Klauenseuche ist eine ansteckende Krankheit
der Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine, welche sich sehr rasch
verbreitet. Der Verlauf ist meistens ein gutartiger. Doch sind
die Verluste, welche dié Landwirtschaft durch sie erleidet, nach
Millionen zu berechnen. Wird ein Tier von dieser Krankheit be—
fallen, so tritt anfangs ein leichter, selten schwerer Vieberanfall
ein; der Appetit ist vermindert, dio Nase ist trocken, die sicht-
baren Schleimhäute sind etwas höher gerötet, die Maulhöhle ist
wãrmer als in gesundem Zustande. Nach 12-24 Stunden fliebt
aus dem Maule zäher Geifer. Untersuchst du nun die Maulhöhle,
so findest du an verschiedenen Stellen, besonders auf der Zunge
am zahnlosen Rande des Oberkiefers, selbst auf dem Nasenspiegol,
Blasen verschiedener Gröbe bis zu der Größe einer Walnuß, welche
anfangs eine klare FPlüssigkeit enthalten. Nach 1224 Stunden
platzen dieselben, und es entstehen stark gerötete, sehr schmerz—
hafte, wunde Stellen (Maulseuche). Auch am Euter findest du
nicht selten bei den erkrankten Kühen derartige Blasen. Mit-
unter wird dié Magen- und Darmschleimhaut mit ergriffen, wo-
bei die Tiere sehr stark fiebern und meistens verenden. Ihnlich
wie im Maule kann das Gift an den Fühßen wirken. In den Klauen-
spalten, an den Ballen, an der Krone bilden sieh Blasen, welche
platzen. Dabei liegen die Tiere sehr viel, trippeln mit den Füben
und haben einen gespannten Gang (Klauenseuche).
Mit dem dritten oder vierten Tage fangen die Wunden an zu
vernarben, das erkrankte LTier fängt wieder an, Nahrung aufzu-
nehmen, und in ungefähr acht Tagen sind die Tiere genesen. Bei
Vernachlãssigung oder einer 2weckwidrigen Behandlung bei der
Klauenseuche entsteht nicht selten Eiterbildung in der Art, dab
das Tier ausschuht. Trächtige Tieère verwerfen öfters.
Der Ansteckungsstoff ist noch nicht nãher bekannt. Verbrei-
tet wird die Seuche besonders dureh Handelsvien und Treib-
schweine. Die Nilch der erkrankten Tiere ist ungekocht auch