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„Ja, was soll ich sagen, Peter? An unserm Pflügen hat's nicht 
gelegen. Es ist außer unserer Macht.“ 
9 get nickt und geht an ihm vorüber. Er hat fünf Kinder im 
ause. 
Im Anfang August fängt es an zu regnen, und es ist Hoffnung 
vorhanden, daß eine Krankheit unter die Mäuse kommt und sie so 
rasch wegsterben, wie sie gekommen sind. Aber der Regen ist warm 
und weich und anhaltend. So recht ein Regen, bei dem selbst Kinder 
es aufgeben, auf gut Wetter zu hoffen, und in Haufen unter der Dach— 
traufe stehen und sich was erzählen: Damals, als die Sonne noch 
schien . . . So eine Woche, noch eine Woche, nun die dritte. Es ist 
ja Erntezeit. Wann soll denn die Sichel in der Sonne blinken? 
Es ist ja nur kleines Leben, was da unten in den Weizenfeldern 
wühlt und arbeitet. Aber was ist da für ein Unterschied: klein oder 
groß? 
Nun hat es keinen Zweck mehr, nach den Weizenfeldern zu 
gehen, da ist nichts mehr zu suchen. 
D. Gustav Frenssen, Jörn Uhl. GBerlin, G. Grote.) 
137. Ein Gewittertag zur Erntezeit. 
An einem Sommermorgen erweckte den Professor, der mit seinem 
Freunde als Gast auf dem Gute weilte, ein lauter Gesang der ge— 
flügelten Hofgenossen. Der Hahn flog auf einen Stein unter dem 
Fenster der Gaststube und ließ gebieterisch seinen Morgenruf erschallen, 
die Hennen und junges Hühnervolk standen im Kreise um ihn her und 
versũchten dieselbe Gesangeskunst zu üben. Dazwischen schrien die 
Sperlinge, welche im Weinlaub geschlafen hatten, aus vollem Halse, 
aber sie drangen nicht durch; dann flogen die Tauben heran und 
gurrten die Triller. Zuletzt kam noch eine Herde Enten zu dem 
Sängerbund und begann schnatternd den zweiten Chor. Der Professor 
sah sich genötigt, däs Lager zu räumen, und das kleine Volk sang 
aus Amiseifer; es meldete zuerst dem Gute, daß ein unruhiger 
Tag bevorstehe. 
Als der Professor in das Freie trat, glühte noch die Morgen— 
röte mit feurigem Schein am Himmel, und der erste Lichtstrahl fuhr 
über die Felder, gebrochen und zitternd wie in Wellen. Der Grund 
war trocken, an Slatt und Rasen hing kein Tautropfen. Auch die 
Luft war schwül, und matt nickten die Blumenköpfe an den Stielen. 
Hatte in der Nacht eine zweite Sonne geschienen? Vom Gipfel eines 
aälten Kirschbaumes aber klang unaufhörlich das helle Pfeifen der 
Golddrossel. Der alte Gartenärbeiter Jakob sah kopfschüttelnd nach 
dem Baume: „Ich dachte, der Spitzbüb' wäre fortgezogen, er hat 
unter den Kirschen arg gewirtschaftel, jetzt gibt er vor seiner Reise 
noch eine Nachricht, heut kommt etwas.“ Schnell rollten die Wagen
	        
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