269
„Ja, was soll ich sagen, Peter? An unserm Pflügen hat's nicht
gelegen. Es ist außer unserer Macht.“
9 get nickt und geht an ihm vorüber. Er hat fünf Kinder im
ause.
Im Anfang August fängt es an zu regnen, und es ist Hoffnung
vorhanden, daß eine Krankheit unter die Mäuse kommt und sie so
rasch wegsterben, wie sie gekommen sind. Aber der Regen ist warm
und weich und anhaltend. So recht ein Regen, bei dem selbst Kinder
es aufgeben, auf gut Wetter zu hoffen, und in Haufen unter der Dach—
traufe stehen und sich was erzählen: Damals, als die Sonne noch
schien . . . So eine Woche, noch eine Woche, nun die dritte. Es ist
ja Erntezeit. Wann soll denn die Sichel in der Sonne blinken?
Es ist ja nur kleines Leben, was da unten in den Weizenfeldern
wühlt und arbeitet. Aber was ist da für ein Unterschied: klein oder
groß?
Nun hat es keinen Zweck mehr, nach den Weizenfeldern zu
gehen, da ist nichts mehr zu suchen.
D. Gustav Frenssen, Jörn Uhl. GBerlin, G. Grote.)
137. Ein Gewittertag zur Erntezeit.
An einem Sommermorgen erweckte den Professor, der mit seinem
Freunde als Gast auf dem Gute weilte, ein lauter Gesang der ge—
flügelten Hofgenossen. Der Hahn flog auf einen Stein unter dem
Fenster der Gaststube und ließ gebieterisch seinen Morgenruf erschallen,
die Hennen und junges Hühnervolk standen im Kreise um ihn her und
versũchten dieselbe Gesangeskunst zu üben. Dazwischen schrien die
Sperlinge, welche im Weinlaub geschlafen hatten, aus vollem Halse,
aber sie drangen nicht durch; dann flogen die Tauben heran und
gurrten die Triller. Zuletzt kam noch eine Herde Enten zu dem
Sängerbund und begann schnatternd den zweiten Chor. Der Professor
sah sich genötigt, däs Lager zu räumen, und das kleine Volk sang
aus Amiseifer; es meldete zuerst dem Gute, daß ein unruhiger
Tag bevorstehe.
Als der Professor in das Freie trat, glühte noch die Morgen—
röte mit feurigem Schein am Himmel, und der erste Lichtstrahl fuhr
über die Felder, gebrochen und zitternd wie in Wellen. Der Grund
war trocken, an Slatt und Rasen hing kein Tautropfen. Auch die
Luft war schwül, und matt nickten die Blumenköpfe an den Stielen.
Hatte in der Nacht eine zweite Sonne geschienen? Vom Gipfel eines
aälten Kirschbaumes aber klang unaufhörlich das helle Pfeifen der
Golddrossel. Der alte Gartenärbeiter Jakob sah kopfschüttelnd nach
dem Baume: „Ich dachte, der Spitzbüb' wäre fortgezogen, er hat
unter den Kirschen arg gewirtschaftel, jetzt gibt er vor seiner Reise
noch eine Nachricht, heut kommt etwas.“ Schnell rollten die Wagen