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Zweiter Teil. In Dorf und Heimat 
einer Burg überragt das auf einer höhe liegende stattliche Lehrerseminar 
das Städtchen. In Hilchenbach (350 m über Meeresspiegel) beginnt die 
eigentliche Gebirgsbahn. In riesigen Windungen schlängelt sich die Bahn 
um die Bücken der Berge, ganz allmählich die höhe gewinnend. Dreimal erblickt 
man aus den Fenstern des Zuges einen Teil des Städtchens mit dem Seminar. 
Gar herrlich ist der Nnblick auf das zu Füßen liegende Tal der Ferndorf. 
Nach einer Fahrt von 20 Minuten hält der Zug. Station Vormwald, 
wir steigen aus. Ringsum prachtvoller Hochwald, den wir in einigen 
Schritten erreicht haben, wie kühl ist es im schattigen Walde! Gleich ge¬ 
waltigen Säulen ragen die schlanken Buchen himmelan, die dichte Krone 
verwehrt den Sonnenstrahlen den Zutritt. Den Boden bedeckt das dürre 
Laub. Nur die Zwerge der Pflanzenwelt, Moose und Flechten, wuchern 
am Stamme der Bäume. 
Steil führt der Pfad bergan; mühsam klimmen wir höher und höher. 
Den Schloßberg mit der Ruine einer zerstörten Raubritterburg rechts 
lassend, gelangen wir auf eine Hochebene, die Ginsberger Heide, ein un¬ 
fruchtbares Moorgebiet, vor uns liegt das Ziel der Reise, der Giller, 
der sich aus der Hochebene erhebt. In elf Minuten haben wir seinen 
Gipfel erklommen. Nach kurzer Rast wird der Turm erstiegen, welch 
herrliche Nussicht! So weit das Buge reicht, derselbe Wechsel von Berg 
und Tal. Im ersten Augenblick wirkt die Fülle der gewaltigen Berge 
überwältigend auf den Beobachter- er bedarf einiger Zeit, um einen 
Überblick zu gewinnen. 
Im Westen liegt der sagenumwobene Rindelsberg, die silber- und 
eisenreiche Martinshard (Grube Stahlberg) und der hohewald (621 m); 
in größerer Entfernung erblickt man die Bergischen höhen. Rach Nor¬ 
den zu verdeckt der dicht vor uns liegende Pfaffenhain den Nusblick auf 
den Milsenberg (670 m) und den Hürdler (697 m). Freier ist der Blick 
nach Osten. Man schaut weit hinein in das wittgensteiner Land (Epschloh 
691 m) und über die Grenzen der Provinz hinaus bis zur Sackpfeife bei 
Biedenkopf. Bei besonders klarem Wetter vermag man im Nordwesten 
Westfalens höchsten Berg mit seinem hohen Turm zu erkennen (Usten- 
berg 843 m). In nächster Nähe haben wir dagegen im Südosten fast dicht 
vor uns den Tderkopf, Ulteburg, Stiegelburg. Doch es wird Zeit, den 
Turm zu verlassen. ' ! 
Dort oben weht fast beständig ein scharfer, kalter Luftzug, der dem 
erhitzten Wanderer leicht gefährlich werden kann. Bergab wandernd ge¬ 
langen wir in kurzer Zeit zu dem höchstgelegenen Dorfe des Kreises Sie¬ 
gen, nach Lützel (525 m). Selbst auf diesen höhen hat die Industrie ihren 
Einzug gehalten und den Einwohnern, denen der Ackerboden nur küm¬ 
merlichen Ertrag gewährte, Gelegenheit zu gutem verdienst gegeben. 
Gieseler u. Petri, kseimatk. ö. prov. Wests. Vielefeld, velhagen & Ulasing (gekürzt). 
84. Line Fahrt in eine Vleierzgrube. 
In der südlichen Spitze der Provinz Westfalen liegt der von alters 
her durch seinen Bergbau berühmte Kreis Siegen. Unter den 100 Grn-
	        
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