— 16 —
glaubten aber die Assyrer nichts mehr fürchten zu müssen und feierten
in ihrem Lager ein schwelgerisches Fest. Dies erfuhren die Meder und
Babylonier, schlichen sich im Dunkel der Nacht an das Lager, überfielen
die sorglosen Feinde und tödteten den größten Theil derselben. Sarda-
napal focht mit den Assyrern, die er in der Eile sammeln konnte, tapser,
mußte sich aber in die Mauern seiner Hauptstadt zurückziehen. Hier
glaubte er sich sicher; denn er baute auf eine alte Prophezeiung, die so
hieß: „Ninive kann niemals eingenommen werden, wenn nicht der Tigris
selbst einen Bund mit den Feinden schließt." Fast schien es, als ob die
Prophezeiung wahr werden sollte; denn die Feinde belagerten Nittive
schon seit zwei Jahren und kamen nicht weiter. Schon wollten sie ab¬
ziehen, als das Wasser des Tigris plötzlich ungeheuer stieg, die Mauern
unterwühlte und einen großen Theil derselben einriß. Da ries Sarda-
napal: „So ist es also der Wille der Götter, daß das herrliche Ninive
seinen Feinden in die Hände falle! Vertheidigen können wir uns nicht
mehr; jetzt laßt uns zeigen, daß wir zu sterben wissen!" Dann ließ er
einen großen Scheiterhaufen errichten, zündete ihn selbst an und stürzte
sich mit seiner ganzen Familie in die Flammen. Als die Feinde keinen
Widerstand mehr fanden, zogen sie in die Stadt ein, plünderten sie unb
zerstörten sie dann von Grund aus (606 v. Chr. Geb.). Das war das
Ende des mächtigen assyrischen Reichs, das Jahrhunderte lang einen
großen Theil Asiens beherrscht hatte! — Nach dem Untergang Assyriens
erhob sich zunächst das babylonische Reich wieder, besonders unter Nabo-
polassars Sohn, dem tapfern, aber rohen und gewaltthätigen Nebn-
kadnezar, den ihr schon aus ber Bibel kennt. Nebukadnezar unter¬
warf das Reich Juda; da es sich aber wiederholt empörte, zerstörte er
586 die Hauptstadt Jerusalem und führte das ganze Volk in die Ge¬
fangenschaft nach Babylon. Von der Belagerung der phönicischeu
Städte habt ihr bereits bei der Geschichte Phöniciens gehört. Wie war's
noch damit? Uebrigens bewies Nebukadnezar, daß er doch mehr sei als
ein gewöhnlicher Eroberer, und sehr wohl wisse, was seinem Volke zum
Segen gereiche. Die Stadt Babylon, die unter der assyrischen Herr¬
schaft sehr verfallen war, stellte er in ihrer frühern Pracht und Größe
wieder her, dann ließ er bie Der schlämmten Kanäle und Gräben reinigen
und neue dazu anlegen, damit das Land gehörig bewässert werden konnte.
Weil bei den jährlichen Ueberschwemmungen das höher gelegene Land zu¬
weilen gar nicht von der Fluth berührt wurde, ließ er bei der Stadt
Sevarphaim (ant Euphrat, nordwestlich von Babylon) einen See graben,
der 10 -*72 Meilen im Umfang hatte. Wie hieß doch ber König, ber
auch einen See graben ließ, unb wo und wann lebte er? Im persischen
Meerbusen hatten Euphrat und Tigris nach und nach viel Land ange¬
schwemmt, das aber bisher nicht benutzt werden konnte, weil es unbedeicht
war und jeder großem Fluth offen lag. Nebukadnezar ließ diese frucht¬
baren Sumpfstrecken, die bisher nur tödtliche Fieber über die Nachbar-