Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

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Hand. „Sinken!" In 10 Meter Tiefe kreuzen wir die Linie des 
Feindes auf Gegenkurs, jetzt muffen wir schon hinter den Kreuzern 
fein. Nun „hinauf!" Unbemerkt schiebt sich unser Sehrohr über den 
Wasserspiegel, mit heißen Augen starren wir auf die Platte, da ... 
ist unser Opfer- steilauf ragt das Heck des mittleren Kreuzers, noch 
schlagen die Schrauben, aber sie peitschen Luft, immer tiefer sinkt der 
Gegner, die anderen beiden Kreuzer nähern sich, aber an uns scheint 
keiner zu denken . . . deutlich erkennt man, wie die Geschütze ver¬ 
lassen stehen- sie haben unseren Torpedo für eine Mine gehalten. 
„Gehen Sie nach unten und sagen Sie unseren Jungen, wie wir ge¬ 
arbeitet haben." Der Iubel im Boot unten! Als ich die schmale 
Treppenleiter wieder nach oben kraxle, ruft mir Spieß schon ent¬ 
gegen: „Schnell, schnell!" Gerade komme ich noch zurecht, um zu sehen, 
wie der dritte Schornstein „unseres" Kreuzers unter Wasser verschwin¬ 
det ... ein Zucken geht durch das ganze Schiff ... müde legt es sich 
nach Steuerbord schräg über ... da umspielen die jungen Strahlen der 
Morgensonne den wunden Leib . . . golden blitzt am Heck der Name 
auf: „Abukir", nun kennen wir dach unser Opfer, „Abukir", Ge¬ 
schichtserinnerungen blitzen mir durch den Kopf, Nelson . . . Napo¬ 
leons Flotte vernichtet ... wie sich die Zeiten ändern. . . Besiegt 
sinkt vor meinen Augen die „Abukir" auf den Grund . . . Wrack¬ 
stücke treiben an der Stelle, wo sie sank — ein Teil der Besatzung 
ringt mit den Wellen — die Boote der Schwesterschiffe fliegen heran 
und bergen die Opfer. Lautlos vollzieht sich das alles in unserem 
Sehfeld. . . Tin Wunder, daß der Feind unser Sehrohr nicht ent¬ 
deckt hat- aber es schwimmt ja allerdings wer weiß wie viel auf 
dem Wasser herum in unserer Nähe. Erst eine Viertelstunde ist ver¬ 
gangen seit unserem Angriff. 
U 9 taucht wieder . . . ingrimmig gibt der Führer seine Be¬ 
fehle . . . fünf Minuten später folgt der zweite Engländer der „Abu¬ 
kir". Ietzt wird es für uns etwas brenzlig, nun glaubt kein Eng¬ 
länder mehr an Minen . . . wir bleiben fein ruhig unter Wasser 
. . . mögen die sich doch erst mal die Augen aus dem Kopfe gucken 
nach uns. Zwar gemütlich ist es nicht bei uns. Die Luft ist dick und 
verbraucht, trotz der Sauerstoffzufuhr, aber es wird ja nicht ewig 
dauern. 
Nach einer Stunde leisten wir uns vorsichtig mal wieder einen 
happen Sonnenlicht. Doch blitzschnell geht es wieder in die Tiefe, 
denn kaum 100 Meter vor uns schaukelt das dritte Opfer auf den 
Wellen- die Nettungsarbeit mußte ihn zum Stoppen genötigt haben 
. . . er liegt fein im Schuß. . . Zwei Torpedos hart hintereinander 
verlassen das Kohr ... sie treffen fast zur gleichen Zeit, ein dumpfer 
Doppelschlag erreicht uns . . . genug ... mit voller Fahrt gehen 
die Maschinen an: Nordwärts . . . nach 500 Meter „Stopp!" wir 
steigen, erst vorsichtig, dann, nach kurzer Umschau im Sehfeld: „Auf¬ 
tauchen !" 
Kein Geschütz kann uns mehr schaden, denn das letzte englische
	        
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