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und dürfte, daß ich es einmal besser haben müsse. Außerdem fühlte ich
mich auch nicht mehr als kleiner Junge, sondern als völlig Erwachsener,
und dieses Gefühl machte mich glücklich.
Es dauerte auch nicht allzu lange und die Änderung trat ein. Noch
bevor ich das dreizehnte Jahr erreicht hatte, nahm mich ein alter freund¬
licher Schotte, der mehrere meiner Verwandten kannte und Spulen anfertigte,
in seine Fabrik. Aber da war die Arbeit zuerst noch schlimmer als in der
Baumwollensabrik, denn ich mußte im Keller den Kessel Heizen, überhaupt
ganz allein die kleine Dampfmaschine bedienen, die den ganzen Betrieb in
Gang brachte. Das Kesselheizen wäre noch angegangen, denn wir feuerten
nicht mit Kohle, sondern mit Holzabfällen, und damit hatte ich mich schon
immer gern beschäftigt, aber die Verantwortung: die Wasserzufuhr und den
Gang der Maschine zu regeln, die Gefahr, daß bei einem Versehen meiner¬
seits die ganze Fabrik in die Lust fliegen könnte, stellten an meine Spann¬
kraft übergroße Anforderungen, und oft erwachte ich aufrecht sitzend aus
dem Schlafe. Ich hatte die ganze Nacht so zugebracht, wie wenn ich den
Dampfdruckmesser anstarrte. Nie aber sagte ich zu Hause, wie hart mir
die Arbeit fiele, um keinen Preis in der Welt hätte ich es getan, zu Hause
niußte alles im rosigsten Lichte erscheinen. Es war dies eine Ehrensache
für mich, denn mit Ausnahme meines jüngeren Bruders, der noch ein
Kind war, arbeitete jeder in der Familie hart, wir erzählten uns einander
nur Angenehmes. Übrigens, wer ein Mann sein will, weint nicht und
wirft nicht die Flinte ins Korn, er würde lieber sterben als das tun.
Dienstboten gab es bei uns nicht, meine Mutter verdiente sogar noch ein
paar Dollar in der Woche dadurch, daß sie nach Verrichtung ihrer häus¬
lichen Arbeit Schuhe nähte, Vater mußte in der Fabrik ebenfalls hart
arbeiten, wie hätte ich mich da beklagen können?
Mein guter Lohnherr John Hay — Friede seiner Asche — erlöste
mich bald von der über nieine Kraft gehenden Anstrengung, weil er jemanden
brauchte, der ihm die Rechnungen ausschrieb und die Bücher führte, und da
er fand, daß ich eine ganz gute Handschrift hätte — wie eben ein Schuljunge
schreibt — und das Einmaleins konnte, so machte er mich zu seinem Buch¬
halter, dem einzigen, den er hatte. Gleichwohl aber mußte ich immer noch
meinen Mann in der Fabrik stehen, denn meine Kontorarbeit nahm meine
Zeit nur zum Teil in Anspruch.
Ich komme nun zu dem dritten Abschnitt meiner Lehrzeit, zwei hatte
ich bereits hinter mir, wie wir gesehen haben, die Baumwollfabrik und die
Spulenfabrik, und aller guten Dinge sind bekanntlich drei — zu der Er¬
lösung von der Fabrikarbeit. Ich bekam eine Stellung als Depeschenbote
im Pittsburger Telegraphenbüro, als ich vierzehn Jahre alt geworden war.
Damit trat ich in eine ganz neue Welt ein. Mitten unter Büchern und
Zeitungen, mit Bleistift, Feder und Tinte, vor einem Schreibpult, in einem
saubern Zimmer, durch dessen Fenster die Sonne schien, inmitten dieser
literarischen Luft war ich der glücklichste Junge von der Welt.
Meine einzige Sorge war nur ibie, daß ich eines Tages entlassen
werden könnte, weil ich die Stadt zu wenig kannte, denn es war unbedingt
erforderlich, daß ein Depeschenbote alle Firmen und Privatadressen kannte.