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Liebe sucht in allen Dingen Gott und liebt auch im Nächsten Gott. Es
märe Verrat an dem Höchsten, der Schlechtigkeit, Niederträchtigkeit und
Heuchelei gegenüber nicht — sofern man irgendwie dazu Veranlassung
hat — den ganzen Ernst der Mißbilligung zu zeigen. — 10. Fehler
und Gebrechen, welche nicht ans verdorbenen Herzen stammen, verdienen
Milde und Nachsicht, und sie zu beweisen, ohne Gefahr, den Thoren thörichter
zu machen, ist ebenso schöne als christliche Tugend. — Zusammengefaßt:
Dein Benehmen sei Ausdruck innerer Wahrhaftigkeit und wohlwollender
Güte, in den Formen, welche die gesellschaftlichen Verhältnisse vorschreiben.
Alles aber durchwehe der Hauch der göttlichen Liebe.
Jodok Stütz.
Onelle sprudelt aus dem Fels.
Quelle sprudelt aus dem Fels,
Spendet gern die Gabe
Jedem, der auf heißem Gang
Seufzt nach frischer Labe.
Und so sei auch vielen du
Eine Labequelle;
Laß den Armen hilflos nie
Zieh'n von deiner Schwelle!
Spende, wo du spenden kannst,
Tröste und erquicke;
Durch Beglücken trägst du bei
Zu dem eignen Glücke!
Friedr. Beck.
König Ludwig I. von Layeru in Rom.
Die begeisterte Liebe zur ewigen Stadt, die den Jüngling seit der
ersten Romfahrt erfüllte, drängte auch den Mann, den Greis immer
wieder, jene ehrwürdige Stätte aufzusuchen.
„Ziehest mich heimatlich an, fesselst mich ewig an dich!"
Schon während seiner Regierung konnte er sich den Genuß eines
wiederholten Besuches nicht versagen. „Mich zu erholen," schreibt er
(20. Februar 1829) von Rom aus an Heydeck, „bin ich seit einigen
Tagen hier, der ich zuweilen meine Ketten ablege und lebe." Seitdem
er vom Thron herabgestiegen war, suchte er fast jedes Jahr sein römisches
Besitztum, die Villa Malta, aus. Unter Italiens sonnigem Himmel lebte
er neu auf; nicht minder wie das milde Klima trug die heitere Sorg¬
losigkeit und Ungebundenheit, die ihm hier vergönnt war, dazu bei, seine
Gesundheit zu kräftigen. „Es ist wahre Lebenslust, die man hier at¬
met," schreibt er an Schenk (18. April 1838) von der Insel Ischia aus,
„ja! hier lebt man, Freund sind sich Natur und Mensch unter dem
Lesebuch. 30