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flehte, daß er doch so schwere Schuld nicht auf sich laden möge, so
heilloses und unchristliches Werk üben zu lassen gegen wehrlose
Männer und Weiber; denn wenn sie auch Heiden seien und von
dem lebendigen Gott, von dem Heilande und von der Erlösung
nichts wüßten, so seien die doch viel ärgere Heiden, die solche Un¬
menschlichkeit begehen könnten. Darüber ergrimmte der Hauptmann
und befahl den andern, daß sie Klas als einen Aufrührer fingen
und bänden. Aber Klas stemmte sich auf seine Streitaxt, sah zornig
um sich und sprach: „Wer wagt's?" Da standen sie alle, und keiner
wagte es. Der Hauptmann befahl es zum zweitenmale, und es
entstand ein Gemurmel unter dem Volke, und einige schritten vor,
als wollten sie an Klas Hände legen. Nun hielt sich Klas nicht
länger, sondern schrie „Grad där!" und sprang mit seiner gezückten
Axt auf den Hauptmann los, der vergebens seine Wehr aufhob,
denn in einem Nu war ihm der Kopf mitten durchgespalten. „Der
ist bezahlt," rief Klas nun, ^und hat seinen verdienten Lohn; wer
ein Christ ist, her zu mir!" Uber die Hälfte der Männer trat zu ihm
über, die andern aber ergrimmten um den erschlagenen Hauptmann
und griffen zu den Waffen, als wollten sie seinen Tod rächen.
Doch Klas schrie abermals „Grad där!" und sie standen-wie vom
Blitz in den Boden geschlagen. Nun ermahnte er alle zum Frieden
und belehrte sie, daß der Hauptmann Unmenschliches und Unchrist¬
liches befohlen habe, daß Christen geduldig, sanftmütig und barm¬
herzig sein müßten und ihre Hände nicht mit unschuldigem Blute
beflecken dürften, selbst wenn es Heidenblut sei, denn Gott sei auch
der Heiden Schöpfer und Vater. Da liefen den eisernen Männern
Thränen über die rauhen Wangen, und sie sprachen: „Der Haupt¬
mann ist durch Gott gefallen und durch dich," und alle riefen ein¬
stimmig: „Klas, du sollst unser Hauptmann sein!" So ward er
Hauptmann über zweihundert Männer.
Als er nun Hauptmann geworden war, führte er eine recht
strenge christliche Zucht ein und stieß ohne Erbarmen alles von seinem
Schiffe aus, was sich ihr nicht fügen wollte. Der mußte ohne
Gnade an dem Mastbaume baumeln, wer einen unbewehrten Mann
oder ein Weib verletzte. So fuhr er noch immer gegen die Heiden,
säuberte das Meer von ihren Raubschiffen und erlöste viele Christen
aus der Gefangenschaft. Auch pflanzte er an vielen Orten, die
sonst heidnisch waren, das heilige Kreuz auf und führte durch seine
Gerechtigkeit und Menschenliebe viele Heiden zum Christentum.
Durch alles dieses wuchs sein Ruhm so sehr, daß die tapfersten
Männer sich zu ihm gesellten und unter ihm auszogen, so daß er
im zweiten Jahre seiner Hauptmannschast auf zwanzig Schiffen
schon fünftausend Kämpfer hatte. Denn seine Redlichkeit und Gottes¬
furcht war groß, seine Tapferkeit gefürchtet und seine Stärke