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Aus allen Ländern fern und nah'
20 Sind schon die Abgesandten da;
Zu seinem Ruhme melden
Sich alle Sangeshelden;
Sie jubeln in den Wald hinein:
Erwacht nun, all ihr Blättelein,
25 Und breitet aus ein lieblich Zelt
Dem besten König in der Welt!
O kommt herbei jetzt, jung und alt,
Hört, wie's von allen Zweigen schallt,
Bergauf, bergab, Thal aus und ein:
30 Der König kommt und ziehet ein:
Er ist der Sonne liebster Sohn,
Von Sonnengold ist seine Krön',
Sein mildes Scepter ist das Licht,
Er ift's, der alle Fesseln bricht,
35 Und tausend Freuden bringt er mit,
Und Segen folgt ihm Schritt für Schritt.
Gelobet sei die Herrlichkeit
Des besten Königs weit und breit!
Herbei denn, kommt zum muntern Reih'n
40 Und atmet auf und stimmet ein
Und singt es tausendtönig:
Der Lenz ist unser König! — R. Löw enstein.
37. Der Knabe im Walde.
Ein Knabe lief in den Wald. Da rief ihm der Eichbaum zu:
„Komm, lagere dich in meinen Schatten!" Der Knabe antwortete
freundlich: „Schönen Dank! Wenn ich zurückkomme, will ich es
thun; jetzt bin ich noch nicht müde."
Darauf traf er die Maiblume an. Die sprach: „Komm zu mir
und rieche meinen Duft!" Der Knabe ging hin, und weil sie so
lieblich roch, sprach er: „Maiblümchen, ich will dich mitnehmen zu
meiner Mutter." Und die Blume war es zufrieden.
Nun erblickte er die rote Erdbeere. Die rief ihm auch zu:
„Komm, pflücke mich; ich bin reif!" Da antwortete der Knabe:
„Erdbeerchen, dich will ich meiner Schwester mitnehmen." Und sie
ließ sich gern brechen.
Zuletzt kam der Knabe zur Tollkirsche. Auch diese rief ihm zu:
„Komm, iß mich, ich bin reif!" Der Knabe aber antwortete:
„Ich will dich nicht essen; du siehst mir giftig aus. Aber ich will
dich abbrechen und meinem Vater zeigen; der kennt dich besser
als ich."