Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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brot zum Frühstück bekommen. Wer aber zu faul ist und im 
Bette liegen bleibt, erhält nichts als Schwarzbrot!“ 
„Ich stehe auf, Vater, ganz gewiss!“ riefen beide und gingen 
zu Bette. Als aber der Vater am andern Morgen in die Kammer 
trat, lagen sie noch bis über die Obren in den Federn und schliefen 
ganz fest. „Heda! ihr kleinen Faulpelze,“ rief der Vater, „steht 
auf, steht auf, es ist die höchste Zeit!“ 
Karl ermunterte sich schnell, sprang aus dem Bette, zog Kleider 
und Stiefeln an und war in wenigen Minuten fertig. Gustav aber 
dehnte sich, gähnte und legte sich auf die andere Seite. „Komm, 
Gustav,“ sagte Karl, „mach schnell, sonst gehen wir fort!“ — 
Gustav rührte sich aber nicht und brummte verdriesslich: „Lass 
mich schlafen, ich bin noch so müde.“ — Da ging der Vater mit 
Karl fort, und sie liessen den faulen Jungen liegen. 
Als sie draussen einen kleinen Berg in die Höhe gestiegen 
waren, blieben sie stehen und schauten sich um. Auf den Gräsern 
und Halmen lagen Tautropfen, und Nebel flogen über die Felder. 
Der Himmel sah prächtig rot aus, denn bald musste die Sonne 
aufgehen. Jetzt kam sie hervor und machte die Wolken glänzend, 
dass sie wie lauter Gold und Silber schimmerten. 
„Ach, wie wunder-wunderschön ist das,“ rief Karl aus, „wie 
leid thut es mir, dass Gustav das nicht auch sehen kann!“ — 
„Warum ist er so faul!“ sagte der Vater, „ein fauler Knabe be¬ 
straft sich selbst.“ 
Sie gingen weiter und kamen in einen schattigen Wald. Die 
Sonne schien durch die dichten Zweige und leuchtete auf die Tau¬ 
tropfen im Grase, dass sie Strahlen warfen wie Diamanten. Die 
Vögel sangen und hüpften von Zweig zu Zweig. Eine Nachtigall 
schlug im Gebüsche. 
Wieder blieb der Vater stehen und horchte ein Weilchen. 
„Ach, Vater,“ rief Karl, „wie freue ich mich, dass du mich mit¬ 
genommen hast. Wie herrlich singen die Vögel hier! Schade, 
dass Gustav nicht hier ist!“ — „Ein Fauler muss entbehren, was 
der Fleissige geniesst,“ antwortete der Vater und ging weiter. 
Sie kamen an ein Häuschen. Unter einer grossen Linde stand 
ein Tisch mit süsser Milch und Weissbrot. Karl war hungrig ge¬ 
worden, und das Frühstück schmeckte ihm besser als jemals. 
„Lieber Vater,“ sagte er, „einen so schönen Morgen habe ich 
noch nicht erlebt. Nimm mich doch bald wieder mit.“ 
Als sie heimkamen, kam Gustav daher. Karl lief ihm ent¬ 
gegen und rief: „Ach, dass du nicht mitgewesen bist, so schön ist 
mir noch kein Morgen gewesen!“ Aber Gustav schlug die Augen 
nieder und mochte seinen Vater nicht ansehen, denn er schämte 
sich seiner Trägheit. Fr. Hoffmann.
	        
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