Full text: Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile

Wogen in einem kleinen Nachen einhertänzelt und die fernen Dämme zu 
beiden Seiten jede Aussicht auf die Pflanzungen versperren, lernt man 
die Größe und Breite des Mississippi kennen. 
Wir brauchten weit über zwei Stunden dazu, von einem Ufer an das 
andere zu gelangen, und kamen todmüde, von der Strömung weit 
unterhalb des beabsichtigten Zieles hinausgetrieben, jenseits an. Auf 
der tiefen, von Kanälen durchzogenen Plantage war man eben daran, 
die ersteren von Unkraut zu reinigen und die Felder zu pflügen, 
wobei die Maultiere ihre Hufe in großen ledernen Schuhen stecken 
hatten, um nicht in dem feuchten, weichen Humusboden einzusinken. 
Außer den höchst sinnreich angelegten Wasserschleusen war nun aller¬ 
dings nichts Bemerkenswertes zu sehen, und so bat ich den Pflanzer, 
uns den ganzen Prozeß der Feldarbeiten zu erzählen. Das Pflügen 
wird bis zum Februar oder März fortgesetzt, worauf das Eggen beginnt, 
um den Boden gehörig zu zerkleinern. Ein Mann und ein Maultier eggen 
per Tag 8—io Acker (3,2—4 ha). Ist dies geschehen, so werden 
tiefe Furchen im Boden gezogen, die zur Aufnahme des Samens dienen. 
Damit beginnen die malerischen Aufzüge der Negerinnen durch die Felder. 
Die schwarzen Guineaweiber mit dicken Lippen, dummen Gesichtern 
und plumpen Gliedern, kaum mit einem lose von den Hüften bis 
zu den Knieen hängenden Röckchen bekleidet, tragen den Samen in 
ihren Schürzen oder in kleinen Körben und säen ihn mit der Hand 
in die Furchen. Die Quantität Samen per Acker (o,4 ha) beläuft sich 
aul 21/2 Bushel (90 1). Den Negerinnen folgen die Coverer, die mit 
rohen, aus einem Stückchen Brett mit durchgestecktem Stiel bestehenden 
Werkzeugen den Samen bedecken und die Erde darüber etwas ebnen. 
Einige Pflanzer lassen den Samen unbedeckt. Sobald die Felder besät 
sind, werden die „trunks“ (Schleusen) geöffnet und erstere unter Wasser 
gesetzt. Diese „trunks“ sind von eigentümlicher Einrichtung. Sie be¬ 
stehen aus einem hölzernen Kasten, welcher horizontal in den Fluß 
und Feld abtrennenden Damm eingesetzt sind. An beiden Seiten sind 
Schleusentore, die vom Damme aus gehoben werden, aber sich auch 
gleichzeitig an horizontalen Angeln nach auswärts drehen können. Soll 
das Feld überschwemmt werden, so wird das dem Fluß näher stehende 
Schleusentor in die Höhe gehoben, und der Druck des Wassers, das 
nun durch den Kasten strömt, öffnet das innere Tor von selbst und hält 
dieses so lange offen, bis das Feld überschwemmt ist. Wird dann 
das Außentor wieder herabgesenkt, so hört der Wasserstrom auf, und 
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JVIurawski, Quellenlesebuch 11
	        
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