Full text: [Teil 3 = (4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (4. Schuljahr), [Schülerband])

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wurde jetzt etwas sanfter: „Ich mag eigentlich keine Vögel im Zimmer,' 
was in den Wald gehört, soll im Walde bleiben, aber der Rengel will 
nicht wieder fort, trotzdem der gebrochene Flügel lange auskuriert ist. 
Ls ist ein 5tar und ein kluger Vogel," fügte er hinzu, und ich sah, wie 
seine Rügen liebevoll nach dem Tierchen hinblickten. 
„verträgt er sich denn mit der Katze?" fragte ich. 
„GH, mein Peter weiß schon, wie weit er gehen darf," knurrte der 
Me, „und allein laß ich die beiden nicht, einer von ihnen spaziert in die 
Küche, wenn ich fortgehe,' aber nun setz' dich doch auf das 5ofa. Du hast 
einen weiten weg gehabt in der Kälte,' ich will dir was Warmes zu 
trinken holen." 
Tr verschwand durch die Tür, und ich streichelte abwechselnd den 
Vogel, der ruhig auf meiner Zchulter blieb, und die Katze, die sich wohlig 
an meinem Ürmel rieb. Tine geschnitzte Wanduhr tickte laut, und über 
mich kam ein warmes Gefühl von Heimlichkeit und Weihnachtsfreude. 
Die Tannenzweige, die hinter dem kleinen Spiegel über der Kommode 
steckten, und das mit weißen Lichtern geschmückte Däumchen verbreiteten 
einen lieben Duft, selbst der Tabaksqualm kam mir nun recht gemütlich 
vor 
Lhristian kam mit einem Glase Grog aus der Küche, legte einen 
Pfefferkuchen auf ein vergoldetes Tellerchen, das er aus der obersten 
Kommodenschublade nahm, und reichte mir beides. Der alte Mann sah 
recht hilflos und ungeschickt dabei au?,' aber mir gefiel es, und mein 
junges herz fing an, den bärbeißigen Geber zu verstehen und zu lieben, 
wie nur Kinder lieben können, schnell und unmittelbar. Ich wollte ihm 
eigentlich sagen, daß uns solche Getränke verboten seien, fürchtete aber, 
ihn zu kränken, und schwieg. Tapfer trank ich die scharfe, heiße Rrühe, 
im stillen hoffend, daß meine Eltern es mir verzeihen würden, war 
ich doch damals schon zwölf oder dreizehn Jahre alt und begriff, daß 
Recht und Unrecht nicht so leicht zu sondern sind wie Rpfel und Küsse 
und daß man sein herz so erziehen muß, daß es ohne große Mühe das 
kleinere Unrecht und das größere Recht herausfühlt. 
Der alte Lhristian sah befriedigt zu, wie ich schluckweise trank und 
meinen Pfefferkuchen mit der Katze und dem 5tar teilte, plötzlich sagte 
er: „hast du Zeit, eine Ztunde mit mir in den Wald zu gehen? Du 
kannst mir tragen helfen." Ich nickte und sah ihn erwartungsvoll an. 
„Run ja," fuhr er fort, als er meine fragenden Rügen sah, „nun ja, 
die Kreatur soll doch auch wissen, daß Weihnachten ist." Damit nahm er 
den Ztarmatz von meiner Zchulter, ging in die Küche, und ich hörte an 
seinem Zureden, daß er den Vogel in seinen Rauer sperrte. 
Mir brannten die Racken vor Freude- ich ahnte wohl, was der alte
	        
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