Full text: Lese- und Lehrbuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und andere gewerbliche Lehranstalten

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II. Der Gewerbetreibende am eignen Herd. 
Reinlichkeit oft zu viel Wasser gebraucht, verfällt man anderseits in den 
entgegengesetzten Fehler. Wo eine Stube trocken gefegt wird, da wirbeln 
so dichte Wolken von Staub auf, daß man die Fegerin fast nicht sieht. 
Mit dem Kehricht, den sie eben zusammengerafft hat, ist nach ihrer Meinung 
der Schmutz überhaupt aus der Stube fortgeschafft. Aber seinen größten 
Teil hat sie als Staubwolken aufgejagt und durch die Luft verbreitet. Der 
Staub sucht sich nun überall hin seinen Ausweg. Er fällt auf den Fuß— 
boden oder auf die Möbel nieder, bleibt aber auf jeden Fall in der Stube. 
Wer Staub entfernen will, muß das mit einem feuchten Tuche tun, woran 
er hängen bleibt. 
Was ist der Staub eigentlich? Eine bunte Sammlung von allerlei. 
Unter dem Mikroskope sehen wir darin Fäserchen von Kleidungsstücken 
und dergleichen, Kohlenstücke, Stückchen von Eisenrost, von Pflanzenstoffen ꝛc. 
Überdies sind allezeit Samen und Keime von unendlich kleinen lebenden 
Wesen darin, die sich mächtig entwickeln, wenn der Staub in die dafür 
geeignete Unterlage kommt. Daß dies wirklich der Fall ist, geht daraus 
hervor, daß man allerlei Flüssigkeiten und andere Stoffe oft vor dem 
Verderben bewahren kann, indem man sie nur vor dem Staube aus der 
Luft schützt. So bleibt z. B. gekochte Milch lange Zeit unverdorben in 
einer Flasche, die nur mit einem Pfropfen aus Watte verschlossen ist. 
Milch dagegen, die offen an der Luft steht, wird schnell schimmelig. Zu 
letzterer hat nämlich der Staub freien Zutritt. Die Schimmelkeime werden 
gewissermaßen in der Milch ausgesäet und entwickeln sich zu Schimmel— 
gewächsen. Je weniger Staub in unserm Hause ist, desto besser steht es 
um die Gesundheit. Viele Berufsarten, bei denen man notwendig in staubiger 
Luft verkehren muß, sind daher auch ungesund. Weber, die fortwährend 
Staub einatmen von Fäserchen aus denjenigen Stoffen, die sie verweben, 
Steinhauer, die den feinen Steinstaub, und Metallschleifer, die Metallstaub 
einatmen, leiden sehr oft an Krankheiten, die durch den Staub erzeugt 
werden. 
Zu der Reinlichkeit im Hause gehört nicht allein die Beseitigung 
des Schmutzes durch Scheuern und Abstäuben, sondern auch die gehörige 
Beseitigung von allerlei anderem Unrate. Schmutziges Wasser muß 
leicht abfließen können, so daß es gründlich aus dem Bereiche des Hauses 
entfernt wird. Es darf sich nicht in seiner unmittelbaren Nähe in stinken— 
den Pfützen sammeln, aus denen allerlei schädliche Dünste aufsteigen. Auch 
Abfälle anderer Art, Auswurfstoffe und dergleichen, dürfen nicht länger, 
als unbedingt nötig ist, im Hause oder in seiner Nähe bleiben. Dem 
Laufe der Natur zufolge muß aller solcher Abfall schließlich zur Nahrung 
für die Pflanzen dienen. Entziehen wir den Abfall seiner natürlichen 
Bestimmung und halten ihn in unserer Nähe, dann geht er in Fäulnis 
über, verpestet Luft und Trinkwasser, und Krankheit ist unser verdienter 
Lohn. — 
3. Ein wichtiger Umstand für unsere Wohnungen ist der darin herrschende 
Wärmegrad, und von großer Bedeutung für die Gesundheit sind ferner 
die Mittel, durch welche wir künstliche Wärme in unsere Häuser bringen. 
Denn einen großen Teil des Jahres hindurch reichen wir mit der natür—
	        
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