A. Sach, Zwei deutsche Wahrzeichen.
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Große und Schöne begeisterter Mensch hatte er sich nicht bloß denen,
die ihm näher standen, sondern seinem ganzen Volke mannigfach gezeigt.
Was konnte Deutschland von seiner Regierung erhoffen!
Und nun hatte die schreckliche Krankheit die Kraft des Körpers,
der so unbezwinglich schien, gebrochen; nur die Geistesstärke und das
großartige Pflichtgefühl hielt aus, überwand die körperliche Schwäche.
Nur drei Monate hat Gott den hinsterbenden Kaiser Friedrich auf
seinem Posten gelassen. Große Taten nach außen hat er in dieser
Spanne Zeit nicht ausführen können, aber ein leuchtendes Vorbild ist
er in diesen Leidensmonden seinen Deutschen geworden.
„Lerne leiden, ohne zu klagen," das war die Mahnung, die er,
der schon lange darauf verzichten mußte, zu den Seinen zu sprechen,
seinem geliebten Sohne, unserem Kaiser und König Wilhelm II., auf¬
schrieb. Es ist eine Mahnung, die er uns allen mitgegeben und die
wir beherzigen sollen und wollen, aber nachdrücklicher ist die Mahnung,
die er uns gepredigt hat durch jeden Tag, jede Stunde seiner Herrscher-
tätigkeit: „Tu deine Pflicht zu allen Stunden, in Leid und Siechtum,
in Not und Tod, zu jeder Zeit."
Einen Ansturm der Krankheit, der ihn in den Apriltagen den: Tode
nahe brachte, überwand die kräftige Natur des Kaisers noch einmal.
Der Hochzeit seines Sohnes Heinrich mit der Prinzessin Irene von
Hessen konnte er noch beiwohnen, dann kam neue, größere Ermattung.
Von Charlottenbnrg, wo er seit seiner Ankunft residiert hatte, siedelte
er, als der Park von Sanssouci im frischesten Grün prangte, in die
Nähe von Potsdam über in das Schloß, da er geboren war und in das
er nun kam, um zu sterben.
Am 15. Juni verschied der hehre Dulder, kaum 14 Tage, nachdem
er seinen Einzug in Schloß Friedrichskron gehalten hatte.
44. Zwei deutsche Wahrzeichen.
Nach A. Sach. Deutsche Heimat.
I.
In dem Hermannsdenkmal auf der Grotenbnrg bei Detmold und
in dem Nationaldenkmal auf dem Niederwalde bei Rüdesheim besitzt
das Deutsche Reich zwei erhabene Wahrzeichen gewaltigster Art.
Auf einem fast 31 Meter hohen, tempelartigen Unterbaue erhebt
sich in jugendlicher Frische und stolzem Selbstbewußtsein Hermann der
Cheruskerfürst, das gezückte Schwert in kräftiger Faust zu wuchtigem
Schlage emporgehoben, ein Sinnbild deutscher Kraft und Stärke. Mit
dem linken Arme stützt sich der gewaltige Held auf den mächtigen
Schild, und mit dem rechten Fuße tritt er den römischen Adler, das