190 III. Die sittlichen, wirtschaftlichen u. kulturellen Grundlagen d. Gewerbes.
red' ich vom Wetter und von allerlei. Der Buchhalter macht das
Buch zu, dreht den Schlüssel am Kasten ab, zieht einen andern Rock
an, greift nach seinem Hut und steckt meinen Schuldschein in die Tasche.
Ich bekomme eine Höllenangst vor dem Buchhalter, und plötzlich reiß'
ich mich los und fasse die Tür und renne und stolpere, daß ich faft
zu Boden falle, zum Hause hinaus. Aber ich wende mich um, und
jetzt renne ich dem Buchhalter gerade auf die Brust. Ich wende mich
wieder ab und springe die Treppe hinauf und „1187 Gulden und
20 Kreuzer bin ich schuldig,“ schreie ich der Witwe zu, die oben auf
der Treppe steht.
Ich habe der Witwe bei Heller und Pfennig meine Schuld be—
zahlt. Das tröstet mich jetzt, und das nehme ich mit ins Gräb.“
B. Auerbach.
Besser arm mit Ehren, als reich mit Schande. — Einmal gestohlen, allzeit
ein Dieb. — Bei Kleinem fängt man an; bei Großem hört man auf. — Die
Katze läßt das Mausen nicht. — Gibst du dem Teufel den kleinen Finger, so
nimmt er die ganze Hand. — Gelegenheit macht Diebe — Der Hehler ist so
schlecht wie der Stehler. — Unrecht Gut gedeihet nicht. — Wie gewonnen, so zer⸗
ronnen. — Der ungerechte Pfennig verzehrt den gerechten Taler. Unrecht
Gut kommt nicht auf den dritten Erben. — Rechttũn läßt sanft ruhn. Ehr—
lich währt am längsten.
Frage nicht, was andre machen;
acht auf deine eignen Sachen!
Bedenk nur: „Ehrlich sein ist doch das beste;
ist auch kein Glanz dabei, stehst du doch feste!“ R. Reinick.
133. Von der Ehrlichkeit im Geschüäftsleben.
Wie im ganzen Leben des Menschen, so müssen auch im Er—
werbsleben die Grundsätze der Sittlichkeit herrschen. So selbst-
verständlieh das erscheint, so wird es doch oft vergessen, ja, wobl
gar von manchem bestritten. Da wird dié , Wabrbaftigkeit als
unanwendbar beiseite geschoben, um der Lüge und dem Betruge
Platæ zu machen. Da vwird gewissenlos gearbeitet, um einen
gröheren Gewinn zu haben. Da werden Versprechungen gegeben,
aber nicht gehalten ete. Wollten alle einer solehen unsittlichen
Auffassung des Erwerbslebens anhängen, so würde schlieblich der
Erfolg jeder wirtschaftlichen Tätigkeit in Prage gestellt und die
Wirtschaft des ganzen Volkes zurückgehen. Holland und Eng-
land hätten niemals zu so hoher wirfschaftlicher Blüte gelangen
können, wenn dort nieht von altersher die Geschäftswelt ,reell“,
d. h. wahr und gewissenhaft, gewesen wäre. Es kommt ja wohl
einmal vor, dab ein Mensch Erfolg hat, trotzdem er unsittlich
wirtschaftet. Aber die Pälle, daß ein unsolider Geschäftsmann
vorwärtskommt, sind ganz seltene Ausnahmen; die meisten gehen
eben zu Grunde. Es wäre auch wunderbar, wenn dem niebt so
würe. Der Unerfahrene kann wohl einmal betrogen werden. Er
vird sich aber, wenn er zur Erkenntnis des Betruges gekommen
ist, vom Betrüger abwenden. So gebt dessen Geschäft, anstatt