Full text: Lese- und Lehrbuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und andere gewerbliche Lehranstalten

218 UII. Die sittlichen, wirtschaftlichen u. kulturellen Grundlagen d. Gewerbes. 
worauf Obelisken und Statuen stehen (Fig. 58). 
In den Erdgeschossen und Höfen der Paläste 
wurden imposante Säulenhallen (Arkaden) mit 
römischen Rundbogengewölben angelegt. Weit 
ausladende Dachgesimse stützte man durch Vo— 
luten-Konsolen. 
3. Um volle hundert Jahre später, etwa 
um 1520, tritt die Renaissance in Deutschland 
auf. Frankreich übte sie seit langem schon. 
Allmähliche Übergangsformen von der Gotik 
zur Renaissance gibt es im allgemeinen nicht; 
vielmehr treten plötzlich an gotischen Architekturen 
fertige Renaissance-Ornamente auf, was sich ganz 
besonders in der Kleinkunst zeigt. Das Aufbluͤhen 
hig Oberstoc mit Dach- der niederländischen Malerei gab der deutschen 
gesimse der Renaiffanee. Frührenaissance von Änfang an eine eigene, mehr 
malerische Richtung. Mit den architektonischen Geseßen und der klassischen 
Nachbildung nahm es die deutsche Renaissance, einige Anläufe aus— 
genommen, nicht so ernst. Sie ist vornehmlich als bewunderungs— 
würdige, geistreiche Dekorationskunst aufzufassen. 
Zur Zeit der deutschen Hochrenaissance (1560 — 1600) galten 
im allgemeinen folgende 
Grundsätze für die Bau— 
kunst: Beibehaltung 
der hohen mittel— 
alterlichen Dach— 
giebel, Einsäumung 
derselben statt mit den 
vormaligen gotischen 
Stufen durch lebendig 
geschwungene Volu— 
ten, zuweilen mit Obe— 
lisken oder Steinkugeln, 
Delphinen, Drachen 
und menschlichen Figu⸗ 
ren geschmückt. Min— 
der antikisierende Ge— 
simse kennzeichnen äu— 
ßerlich die Stockwerks— 
einteilung, während die 
senkrechte Gliederung 
der Fassaden durch Pi— 
laster oder Säulen, 
manchmal auch durch 
Hermen erzielt wird. 
Fenster und Tore sind 
von einer Pilaster— 
Fig. 58. Renaissance-Bau mit Ballustrade
	        
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