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IV. Die Rohstoffe des Gewerbes und ihre Verarbeitung.
fäden. Zu diesem Zwecke werden die Cocons zunächst in heißes Wasser
geworfen, um den die Fäden einhüllenden Leim aufzuweichen; dann
bringt man eine Anzahl in ein Becken mit lauwarmem Wasser und sucht
durch Quirlen der Cocons das Ende der Fasern. Es werden hierauf
mehrere zu einem Faden vereinigt und je zwei derart zusammengesetzte
Fäden von gleicher Stärke werden getrennt durch zwei durchbohrte Achat—
führer gezogen und endlich auf einen Haspel gebracht, der 800 —900
Umdrehungen in der Minute macht. Die feuchten Coconfäden haften
durch den sie überziehenden, durch das heiße Wasser erweichten Seiden—
leim aneinander und bilden nun den einfachen Rohseidenfaden. Die
Arbeit des Abhaspelns erfordert die größte Aufmerksamkeit.
v. Georgievies u. Lippert.
B. Rohstoffe aus dem Pflanzenreiche.
152. Aber die Verwendung der Aslanzensloffe.
1. Unendlich vielseitig ist der Nutzen, den uns das Pflanzenreich
gewährt. Nicht nur, daß die Pflanzen die Erde, den Wohnort des
Menschen, mit frischem Grün und bunten Blumen schmücken, dem
Menschen Schatten spenden, ihm Speisen und Getränke und Ärznei—
mittel verschaffen: auch zur Herstellung von abertausend nützlichen
Gegenständen liefern sie ihm den Stoff Bald benutzt er das Hölz,
bald die Rinde, bald die Wurzeln, Blätter oder Früchte Nichts findet
sich, was keine Verwendung gestattete. Der Zimmermann und der
Schiffbauer brauchen das Holz der Eichen, Tannen, Kiefern, Fichten
und Lärchen, der Roßkastanien und Rüster zu Balken und Pfosten,
Masten und Planken. Tischler, Drechsler und Stellmacher verwenden
außerdem die Hölzer von der Rot- und Hainbuche, von Ahorn, Birke
und Erle, von der Linde und der Schwarzpappel, die Hölzer unserer
Obstbäume, des Zederbaumes und des Wacholders, der Zypressen und
Taxusbäume, des Buchsbaumes und des Ebenholzes. Esche und Nuß—
baum und zahlreiche fremde Hölzer, z. B. der Mahagoni, liefern wegen
ihrer feinen Masern geschätzte Furniere. Selbst der Holzabfall sindet
Verwendung, sei es als Brennholz, sei es in Gestalt von Sägespänen
zum Ausstopfen und Verpacken, zur Herstellung von Brikelts, als
schlechter Wärmeleiter zur Füllung von Eisbehältern, zum Reinmachen
der Wohnräume, gefärbt statt des Wollstaubes bei der Herstellung von
Samttapeten, zur Darstellung künstlichen Holzes, zur Gewinnung von
Kreosot und Holzessig. Aus dem Holze der Bäume bereitet man Kohlen,
die man zur Unterhaltung des Schmiedefeuers bei feinen Metallarbeiten,
als Zusatz zum Schießpulver, zum Entfärben und Desinfizieren, als
Filter, als Zahnpulver und als Zeichenmaterial benutzt. Aus der
Rinde der Eichen, aber auch aus Ebereschen, Kastanien und Erlen
sowie aus einer großen Anzahl von krautartigen Pflanzen gewinnt
man Gerbstoffe. Die Rinde der Korkeiche verschafft uns den Kork,