Full text: Lese- und Lehrbuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und andere gewerbliche Lehranstalten

0. Rohstoffe aus dem Mineralreiche. 
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des Backvorganges an, der bei Semmeln etwa 19—15 Minuten, bei 
kleineren Broten eine Stunde, bei größeren 11/2 Stunden in Anspruch 
nimmt. K. Specht. 
0. Rohstoffe aus dem Mineralreiche. 
170. Was ist eine chemische Verbindung? 
1. über keinen Zweig der Wissenschaft herrschen im Volke so 
wunderbare und sonderbare Begriff wie über Chemie. Es gibt Un— 
zählige, die sich vom Sauerstoff eine Vorstellung machen, als wäre 
das etwas so Saures, daß einem die Zähne weh tun, wenn man es 
nur ansieht, als wäre Wasserstoff noch zehnmal nässer als Wasser, 
und als wäre Stickstoff ein Ding, daß alle Menschen daran ersticken, 
wenn es nur in die Stube hineinguckt. Und doch hört man die Namen 
Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff so häufig, daß man meinen sollte, 
es sei kein Mensch auf der Welt, der diese Dinge nicht in- und aus— 
wendig genau kennte. 
Was ist denn nun eigentlich Sauerstoff? — Gesetzt, es brächte 
jemand einem Unkundigen eine Flasche voll Sauerstoff, so würde dieser 
sicherlich behaupten, es sei eine leere Flasche. Er würde die Flasche 
schütteln und finden, daß gar nichts darin ist; denn Sauerstoff ist wie 
Luft durchsichtig und farblos Er würde den Stöpsel aufmachen und 
hineinriechen, aber auch da nichts finden; denn Sauerstoff ist ein ge— 
ruchloses Gas. Er würde die Zunge hineinstecken; um daran etwas 
zu schmecken, aber auch da nicht die Spur entdecken; denn Sauerstoff 
ist auch geschmacklos. 
2. Aber der Unkundige wird staunen, wenn er durch einige Ver— 
suche erst sehen wird, was mit diesem Sauerstoffe geschehen kann. Wir 
wollen ein paar Versuche damit anstellen. Man nimmt ein Stück 
Holzkohle und steckt's auf einen Draht, zündet es an, daß es ein wenig 
glimmt, und steckt es so in die Flasche mit Sauerstoff. Sofort sieht 
man, wie die Kohle mit wunderbar lebhafter Flamme darin zu brennen 
anfängt. Zieht man's schnell hervor, so glimmt's wieder nur, steckt 
man's wieder hinein, so flackert's wieder lebhaft auf, bis die Kohle 
ganz und gar verzehrt ist. In der Flasche muß also etwas anderes 
sein als gewöhnliche Luft. — Wie aber, wenn man viel Kohle zu 
diesem Versuche nimmt? Wird sie immerfort so schön verbrennen? 
Dies wird nicht der Fall sein. Es wird nur eine bestimmte Menge 
von Holzkohle in der Flasche verbrennen, und dann ist es aus; denn 
es ist kein Sauerstoff mehr in der Flasche. „Wo aber,“ muß der Un— 
kundige fragen, „ist der Sauerstoff geblieben? Und wo ist eigentlich 
die Kohle geblieben, die darin rein aufgebrannt? Und endlich, was 
ist denn jeßt in der Flasche?“ Der Kundige antwortet darauf? „Der 
Sauerstoff ist nicht verschwunden, und die Kohle ist nicht verschwunden, 
sondern beides ist noch immer in der Flasche, und zwar ist jetzt in der
	        
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