0. Rohstoffe aus dem Mineralreiche.
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spiele; aber kein Verleger war bereit, sie zu veröffentlichen. Er
faßte deshalb den Entschlub, sie selbst zu vervielfältigen, und kam
zuletzt auf den Gedanken, seine Dichtungen auf irgend ein ge—
eignetes Material zu schreiben und dann abrudrucken, Dr vervuente
e zunäehst mit einer Kupferplatte, in die er nach Art des Kupfer
stichs eine Schrift einritzte oder einätzte, dann mit einem alten
Ainnteller, den ihm seine Mutter für veine Vervuehe überlieb.
Zuletzt verfiel Senefelder auf den glücklichen Gedanken, einen
Solenhofener Stein zu benutzen, den er sonst zum Anreiben von
Farben gebraucht hatte. Als er vieh eines Tages noch mit dem
Herrichten dieses Steines beschäftigte, bat ihn veine Mutter, ein
WVũscheverzeichnis aufzuschreiben. Aber es war bein Papier zur
Hand; so schrieb eêr es denn vorläufig mit einer aus Wachs, Seife
und Rub bereiteten Tinte, die eêr sich für seine Druckvervacie
hergestellt hatte, auf den Stein. Als er dann aber dio vehrift
wieder wegwisehen wollte, kam es ihm plötzlich in den dinn, zu
versuchen, was wobl geschehen möchte, wenn er den Stein mit
yerdünntem Scheidewasser ätzte. Der Erfolg dieses Versuches war
überraschend. Die Säure hatte eine dünne Schieht des Kallateins
fortgeätat, aber die mit Sehriftzügen bedecklen Stelloen nioht an—
zugreifen vermocht. Diese standen vielmehr nun erhöbt als ganz
flache Lettern auf dem Steine, und als Senefelder nun die Platte
einschwärzte und Papier darauf drückte, erhielt er einen Abdruck
seines Wäschezettels Die Erfindung des Steindraers wan äamit
gemacht.
2. Lin Notenblatt, das Senefelder in einem Kramladen be—
kommen hatte, brachte ihn auf den Gedanken, ob nicht seine
Erfindung zum Notendrucke zu verwenden sei. Er gründete eine
Notendruckerei, deren geringe Pinsünfte hinreiehten, ihn aus der
drũückendsten Verlegenheit zu retten. Senefelder eilt— nun von
Erfindung zu Erfindung. Kaum hatte er die Steindruekpresse er-
sonnen und für tauglich befunden, so versuchte eêr, auf den Stein
zu zeichnen und Biläer zur Ausschmückung der Volksgebetbücher
zu liefern. Wenige Zeit nachher erfand ör aueh das Verfahbren,
Drucke und Stiche auf den Stein zu übertragen. Alle diese Ver—
vyollkommnungen erlaubten Senefelder und seinen Geschäftsgenossen.
ihrem Unternehmen eine immer größere Ausdehnung zu geben.
3. Um das Jahr 1799 nahm vieh der König Max von Bayern
der Erfindung an und gewährte dem Erfinder das Vorrecht zur
Ausübung der Kunst fr ganz Bayern und zwar auf die Dauer von
15 Jahren. Infolgedessen erhielt Senetelder eine Einladung des
bedeutenden Musibalienbändlers Andre in Offenbach, dorxt unter
den günstigsten Bedingungen eine lithographische Anstalt zum
Notendruek einzurichten. André ablte mn 6000 Mark für seine
Prfindung, und Senefelder leb vien in Offenbach nieder, seine
Kunst im Dienst Andrés auszuüben. Für André ging er auch
nach London, wo er sieben Monat— verweilte, und von dort nach