Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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II. Der Landwirt in Familie und Besitztum. 
Denn wir haben uns nicht an fröhlichen Tagen erwählet, 
und uns knüpfte vielmehr die traurigste Stunde zufammen. 
Montag morgens — ich weiß es genau; denn tages vorher war 
jener schreckliche Brand, der unser Städichen verzehrte — 
zwanzig Jahre sind's nun; es war ein Sonntag wie heute, 
heiß und trocken die Zeit und wenig Wasser im Orte. 
Alle Leute waren, spazierend in festlichen Kleidern, 
auf den Dörfern verteilt und in den Schenken und Mühlen, 
und am Ende der Stadt begann das Feuer. Der Brand lief 
eilig die Straßen hindurch, erzeugend sich selber den Zugwind. 
Und es brannten die Scheunen der reichgesammelten Ernte, 
und es brannten die Straßen bis zu dem Markt, und das Haus war 
meines Vaters hierneben verzehrt und dieses zugleich mit. 
Wenig flüchteten wir. Ich saß die traurige Nacht vurch 
vor der Stadt auf dem Anger, die Kasten und Betten bewahrend; 
doch zuletzt befiel mich der Schlaf, und als nun des Morgens 
mich die Kühlung erweckte, die vor der Sonne herabfällt, 
sah ich den Rauch und die Glut und die hohlen Mauern und Essen. 
Da war beklemmt mein Herz; allein die Sonne ging wieder 
herrlicher auf als je und flößte mir Mut in die Seele 
Da erhob ich mich eilend. Es trieb mich, die Statte zu sehen, 
wo die Wohnung gestanden, und ob sich die Hühner geretien, 
die ich besonders geliebt; denn kindisch war mein Gemm noch. 
Als ich nun über die Trümmer des Hauses und Hofes daher stieg, 
die noch rauchten, und so die Wohnung wüst und zerstört sah, 
kamst du zur andern Seite herauf und durchsuchtest die Stätte. 
Dir war ein Pferd in dem Stalle verschütlet, die glimmenden Balken 
lagen darüber und Schutt, und nichts zu sehen war vom Tiere. 
Also standen wir gegeneinander, bebenklich und traurig; 
denn die Wand war gefallen, die unsere Höfe geschieden. 
Und du faßtest e mich bei der Hand an und sagtest: 
Lieschen, wie kommst du hierher? Geh weg! Du verbrennest die Sohlen; 
denn der Schutt ist heiß; er sengt mir die starkeren Stiefeln. 
Und du hobest mich auf und trugst mich herüber durch deinen 
Hof weg. Da stand noch das Tor des Hauses mit seinem Gewölbe, 
wie es jetzt steht; es war allein von allem geblieben. 
Und du setztest mich nieder und küßtest mich und ich verwehrt' es. 
Aber du sagtest darauf mit freundlich bedentenden Worten: 
Siehe, das Haus liegt nieder. Bleib hier und hilf mir es bauen, 
und ich helfe d auch deinem Vater an seinem. 
Doch ich verstand dich nicht, bis du zum Vater die Mutter 
schicktest und schnell das Gelübd' der fröhlichen Ehe vollbracht war. 
Noch erinnr' ich mich heute des halbverbrannten Gebälkes 
freudig und sehe die Sonne noch immer so herrlich heraufgehn; 
denn mir gab der Tag den Gemahl; es haben die ersten 
Zeiten der wilden den Sohn mir der Jugend gegeben. 
Darum lob ich dich, Hermann, daß du mit reinem Vertrauen 
75 auch ein Mädchen dir denkst in diesen traurigen Zeiten 
und es wagtest zu frein im Krieg und über den Trümmern.“ 
W. v. Goethe, „Hermann u. Dorothea“. 
Heiraten ist kein Pferdekauf; Freier, tu die Augen auf! — Heiraten in Eile 
bringt Reue mit Weile. — Gezwungene Eh' bringt Jammer und Weh. — 
Zucht ist das beste Heiratsguüt 
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