Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen auf dem Lande und in kleineren Städten

119 — 
Dann fällt es in die Hände zweier anderen, welche mit einem Stock die 
hinteren Beine auseinander halten und es mit Hilfe einer Maschine auf⸗ 
hängen, den Kopf abwärts gerichtet. Nun wird das Tier dem zuge— 
wiefen, der an ihm die Arbeit des Bauchaufschlitzens vornimmt. Man nennt 
diesen Arbeiter den Ausweider. Ein langer, schneller Schnitt die ganze 
Länge des Leibes hinab — zwei oder drei rasche Ein- und Ausschnitte 
in der Innenseite — und der ganze Atmungs- und Verdauungsapparat 
liegt dampfend auf einem Tisch unter den Händen von Männern, die aus 
ihm das Material für Schweineschmalz entfernen. Diese Leistung, welche hier 
in 20 Sekunden verrichtet und häufig von einem und demselben Mann 
fünfzehnhundertmal täglich vorgenommen wird, nimmt einem gewöhnlichen 
Metzger 10 Minuten weg. Der damit Betraute erhält 61, Dollars 
täglichen Lohn, während kein anderer mehr als 4 Dollars erhält. Ist 
er von seinem Posten abwesend, so kann sein Ersatzmann, der die Sache 
jahrelang nur gesehen hat, diese Arbeit natürlich nicht so schnell ver— 
richten, und die Tagesleistung des Hauses vermindert sich dadurch ganz 
bedeutend. 
Der lange Raum, in welchem die Geschöpfe getötet, gebrüht und auf— 
geschlitzt werden, bietet, wie man sich denken kann, einen entsetzlich blutigen 
Aublick dar, daneben das dampfende Wasser und die schlottrigen, nackten, 
zitternden Schweine und die von Nässe und Fett triefenden Männer. 
Der übrige Teil der Schlächterei ist vollkommen reinlich und angenehm. 
In dem Augenblick, in welchem der Leib des Tieres ausgeweidet ist, be— 
gießt ihn ein Knabe mittelst eines Schlauches, und ein anderer Knabe 
zieht es dann den Draht entlang, von welchem es herabhängt, nach einem 
Rad und befördert es an den gehörigen Platz im Abkühlungsraum, wo 
es die ganze Nacht hindurch hängen bleibt. Der Abkühlungsraum bietet 
ein merkwürdiges Schauspiel. Er enthält zwei Regimenter aufgehängter 
Schweine, in lange, regelmäßige Reihen geordnet: das eine Regiment ist 
das Ergebnis der Arbeit des heutigen, das andere das des gestrigen 
Tages. Das Ausschneiden dieser Menge Leiber geschieht mit der näm— 
lichen leichten und wundervollen Raschheit. Das erste Tier, das wir 
ausschneiden sahen, war zufälligerweise ein 600 Pfund schweres Schwein, 
und diese Arbeit wurde gerade im dritten Teile einer Minute vollbracht. 
Zwei Männer wälzten es auf einen Karren hinüber und rollten es auf 
die Wagschalen, wo sein Gewicht augenblicklich angegeben und verzeichnet 
wurde. Nahe dabei war der Schneidetisch, auf dem es augenblicklich 
zerstückt wurde. Zwei gleichzeitige Schnitte mit einem Hackmesser trennten 
Kopf und die hinteren Teile von dem Rumpfe, und die weitere Zer⸗ 
teilung dieser geschah durch drei oder vier meisterhafte Schnitte mit dem 
nämlichen Werkzeug. In der Nähe des Tisches sind die Mündungen 
ebenso vieler großer, hölzerner Röhren, als es Arten von Fleischstücken 
im Schwein gibt, und diese führen zu den verschiedenen Gemächern unten, 
wo die einzelnen Stücke noch weiter zerteilt werden. Sachte gleiten in 
ihrer wohleingeschmierten Röhre hinab die Schinkenstücke nach der Rauch- 
kammer, ebenso die Einsalzstücke in den Keller, die Schmalzblätter in den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.