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Dann fällt es in die Hände zweier anderen, welche mit einem Stock die
hinteren Beine auseinander halten und es mit Hilfe einer Maschine auf⸗
hängen, den Kopf abwärts gerichtet. Nun wird das Tier dem zuge—
wiefen, der an ihm die Arbeit des Bauchaufschlitzens vornimmt. Man nennt
diesen Arbeiter den Ausweider. Ein langer, schneller Schnitt die ganze
Länge des Leibes hinab — zwei oder drei rasche Ein- und Ausschnitte
in der Innenseite — und der ganze Atmungs- und Verdauungsapparat
liegt dampfend auf einem Tisch unter den Händen von Männern, die aus
ihm das Material für Schweineschmalz entfernen. Diese Leistung, welche hier
in 20 Sekunden verrichtet und häufig von einem und demselben Mann
fünfzehnhundertmal täglich vorgenommen wird, nimmt einem gewöhnlichen
Metzger 10 Minuten weg. Der damit Betraute erhält 61, Dollars
täglichen Lohn, während kein anderer mehr als 4 Dollars erhält. Ist
er von seinem Posten abwesend, so kann sein Ersatzmann, der die Sache
jahrelang nur gesehen hat, diese Arbeit natürlich nicht so schnell ver—
richten, und die Tagesleistung des Hauses vermindert sich dadurch ganz
bedeutend.
Der lange Raum, in welchem die Geschöpfe getötet, gebrüht und auf—
geschlitzt werden, bietet, wie man sich denken kann, einen entsetzlich blutigen
Aublick dar, daneben das dampfende Wasser und die schlottrigen, nackten,
zitternden Schweine und die von Nässe und Fett triefenden Männer.
Der übrige Teil der Schlächterei ist vollkommen reinlich und angenehm.
In dem Augenblick, in welchem der Leib des Tieres ausgeweidet ist, be—
gießt ihn ein Knabe mittelst eines Schlauches, und ein anderer Knabe
zieht es dann den Draht entlang, von welchem es herabhängt, nach einem
Rad und befördert es an den gehörigen Platz im Abkühlungsraum, wo
es die ganze Nacht hindurch hängen bleibt. Der Abkühlungsraum bietet
ein merkwürdiges Schauspiel. Er enthält zwei Regimenter aufgehängter
Schweine, in lange, regelmäßige Reihen geordnet: das eine Regiment ist
das Ergebnis der Arbeit des heutigen, das andere das des gestrigen
Tages. Das Ausschneiden dieser Menge Leiber geschieht mit der näm—
lichen leichten und wundervollen Raschheit. Das erste Tier, das wir
ausschneiden sahen, war zufälligerweise ein 600 Pfund schweres Schwein,
und diese Arbeit wurde gerade im dritten Teile einer Minute vollbracht.
Zwei Männer wälzten es auf einen Karren hinüber und rollten es auf
die Wagschalen, wo sein Gewicht augenblicklich angegeben und verzeichnet
wurde. Nahe dabei war der Schneidetisch, auf dem es augenblicklich
zerstückt wurde. Zwei gleichzeitige Schnitte mit einem Hackmesser trennten
Kopf und die hinteren Teile von dem Rumpfe, und die weitere Zer⸗
teilung dieser geschah durch drei oder vier meisterhafte Schnitte mit dem
nämlichen Werkzeug. In der Nähe des Tisches sind die Mündungen
ebenso vieler großer, hölzerner Röhren, als es Arten von Fleischstücken
im Schwein gibt, und diese führen zu den verschiedenen Gemächern unten,
wo die einzelnen Stücke noch weiter zerteilt werden. Sachte gleiten in
ihrer wohleingeschmierten Röhre hinab die Schinkenstücke nach der Rauch-
kammer, ebenso die Einsalzstücke in den Keller, die Schmalzblätter in den