Full text: Lesebuch für landwirtschaftliche Schulen und ländliche Fortbildungsschulen sowie zur Unterhaltung und Belehrung angehender Landwirte

Gedichte, Erzählungen und Betrachtungen. 
125 
p 
117. Mein Valerland. 
Treue Liebe bis zum Grabe 
Schwör' ich dir mit Herz und Hand: 
Was ich bin und was ich habe, 
Dank' ich dir, mein Vaterland. 
Nicht in Worten nur und Liedern 
Ist mein Herz zum Dank bereit; 
Mit der That will ich's erwidern 
Dir in Noi, in Kampf und Streit. 
In der Freude wie im Leide 
Ruf' ich's Freund' und Feinden zu: 
Ewig sind vereint wir beide, 
Und mein Trost, mein Glück bist du. 
Treue Liebe bis zum Grabe 
Schwör' ich dir mit Herz und Hand: 
Was ich bin und was ich habe, 
Dank' ich dir, mein Vaterland. 
(Goffmann v. Fallersleben.) 
118. Mein Lieben. 
Wie könnt' ich dein vergessen! 
Ich weiß, was du mir bist, 
Wenn auch die Welt ihr Liebstes 
Und Bestes bald vergißt. 
Ich sing' es hell und ruf' es laut: 
Mein Vaterland ist meine Braut! 
Wie könnt' ich dein vergessen! 
Ich weiß, was du mir bist. 
Wie könnt' ich dein vergessen! 
Dein denk' ich allezeit; 
Ich bin mit dir verbunden, 
Mit dir in Freud' und Leid. 
Ich will für dich im Kampfe stehn, 
Und soll es sein, mit dir vergehn. 
Wie könnt' ich dein vergessen! 
Dein denk' ich allezeit. 
Wie könnt' ich dein vergessen! 
Ich weiß, was du mir bist, 
So lang ein Hauch von Liebe 
Und Leben in mir ist. 
Ich suche nichts als dich allein, 
Als deiner Liebe wert zu sein. 
Wie könnt' ich dein vergessen! 
Ich weiß, was du mir bist. 
(Hoffmann von Fallersleben.) 
119. Der reichste Fürst. 
Preisend mit viel schönen Reden 
Ihrer Länder Wert und Zahl, 
Saßen viele deutsche Fürsten 
Einst zu Worms im Kaisersaal. 
„Herrlich,“ sprach der Fürst von 
Sachsen, 
„Ist mein Land und seine Macht, 
Silber hegen seine Berge 
Wohl in manchem tiefen Schacht.“ 
„Seht mein Land in üpp'ger 
Fülle,“ 
Sprach der Kurfürst von dem Rhein, 
„Goldne Saaten in den Thälern, 
Auf den Bergen edlen Wein!“ 
„Große Städte, reiche Klöster,“ 
Ludwig, Herr zu Bayern, sprach, 
„Schaffen, daß mein Land den euern 
Wohl nicht steht an Schätzen nach.“
	        
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