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II
Die Bodenschätze: Eisen, Blei, Kupfer, Silber und der Tal und Hänge
überziehende Wald sind die Haupterwerbsqnelle der Bewohner. Den größten
Teil seines Holzreichtums verzehrt der Harz selber. (Grubenholz, Holzkohle,
Sägewerke, Papiermühlen.) In den bekannten sieben Bergstädten Clausthal, Zeller¬
feld, Andreasberg, Altenau, Lautenthal, Grund und Wildemann wohnen zahlreiche
Bergleute.
Der Fremdenstrom, der sich jährlich in den Harz ergießt, bietet dem Be¬
wohner Ersatz für den Rückgang des Bergbaues. In dem zur Provinz Sachsen ge¬
hörenden Mansfelder Hügelland wird 2ls des Kupfers von Deutschland gewonnen.
Der Harz, ein regen- und qnellenrciches Gebirge. Die jährliche Regen¬
menge des Harzes (200 Regentage) würde aufgestaut den Boden etwa 1,70
Meter hoch bedecken. Da brauchen wir uns nicht zu wundern, daß so zahlreiche
Bächlein und Flüsse zur Ebene herabeilen. Durch die Schönheit und Wildheit
ihres Tales ist die Bode berühmt. Vom Brocken kommend, bahnt sie sich in tollem
Lauf ihren Weg durch Granitspalten, sägt ihr Bett tief ein in die höhlenreichen Kalk¬
felsen des Unterharzes und fließt vor ihrem Eintritt in die Ebene bei dem Flecken
Thale bei Quedlinburg durch eine vielbesuchte, enge, düstere Schlucht, aus der
schroff und steil zwei gewaltige Felsen sich erheben, die Roßtrappe und der
Hexentanzplatz. Während die Bode in östlicher Richtung ihre Gewässer der
Saale und damit der Elbe zuführt, eilt die Oker, die die liebliche „Prinzessin
Ilse" und andere Harzbächlein aufnimmt, in nördlicher Richtung durch Braun¬
schweig und Hannover zur Aller.
Einwirkung der Gebirge auf die niederschlage. Im Gebirge regnet und schneit
es viel häufiger als in der Ebene. Im norddeutschen Tieflande z. B. erreicht die jähr¬
liche Regenmenge nur eine Höhe von 70 cm, in den Alpen stellenweise 2 m, an der West¬
küste von Nordengland sogar 3'/2 m. Sobald nämlich die Luft über das Gebirge zieht
und zu steigen gezwungen ist, kühlt sie sich ab und läßt ihren Wassergehalt als Regen,
Schnee usw. niederfallen. Infolge dieses reichen Niederschlags sind die Gebirge auch die
Geburtsstätten der fließenden Gewässer. Hierbei leistet der Wald bedeutende Dienste. Unter
seinem kühlen Laubdache, sowie unter seiner dichten Moos- und Pflanzendecke bleibt das
Wasser lange Zeit vor Verdunstung geschützt. Aus dem in die Erde gesickerten Wasser
bilden sich dann zahlreiche Quellen, die nach allen Seiten hin ins Land hinabeilen. Durch
den Waldreichtum tragen die Gebirge aber auch zur Bildung neuer Wolken bei. Denn
nicht alle Niederschläge verwandeln sich in Quellen. Fast die Hälfte des Niederschlags
wird aus dem Erdboden durch die Bäume mit ihren Wurzeln aufgesogen; der kleinere
Teil davon dient als Nahrung, der größere Teil aber steigt als Wasserdampf aus den
Blättern in die Lust empor. Es ist somit leicht erklärlich, daß die Umwohner eines Ge-
birgswaldes mehr Regen haben als die weit entfernt Wohnenden. Welche Veränderung
würde die Ausrottung der Wälder hervorbringen?
Die politischen Verhältnisse des Westdeutschen Tieflandes.
Der größte Teil des Tieflandes gehört der Provinz Hannover an. Südlich
vom Harz, an dem Hannover, Brannschweig und die Provinz Sachsen Anteil
haben, liegt noch ein kleineres Stück der Provinz Hannover. Von Hannover
eingeschlossen wird das Großherzogtum Oldenburg. An der Weser liegt die freie
Reichsstadt Bremen.
Das Herzogtum Braunschweig besteht aus einem größeren fruchtbaren Gebiet
zwischen Aller und Oker, kleineren Stücken am Harz mit Harzburg, Blanken¬
burg und einem Gebiet im Weserberglande mit der Stadt Holzmiitden.